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Politiker fischen im Trüben
Über den Streit um das Fischsterben in der Oder
Die gute Nachricht zuerst: Es werden seit Tagen wieder lebendige Fische in der Oder gesichtet und es treiben kaum noch tote Exemplare an die Ufer. Hoffentlich ist das Schlimmste überstanden und die Umweltkatastrophe zieht nicht so weite Kreise, wie zu befürchten war. Natürlich müssen die Ursachen des Fischsterbens ergründet werden, damit es nicht wieder dazu kommt. Aber hier spielt sich gerade in der Politik ein zweites Drama ab.
Polnische Stellen haben Deutschland zu spät vorgewarnt. Die Zusammenarbeit sollte mit einem Treffen deutscher und polnischer Politiker besser werden. Aber nichts wurde besser. Kurz darauf gab es die nächsten Anfeindungen, als Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) in Polen falsch übersetzt wurde. Ein Sinnbild dafür, dass man sich nicht versteht, wahrscheinlich aus politischem Kalkül heraus auch gar nicht verstehen will.
Nun wurde am Wochenende wieder »Fake News!« gerufen. Diesmal erhebt Polens Umweltministerin Anna Moskwa diesen Vorwurf, nachdem das brandenburgische Umweltministerium von erhöhten Pestizidwerten in Wasserproben berichtete – allerdings mit dem ausdrücklichen Hinweis, so hoch seien die Werte nicht, dass sie allein das Fischsterben hätten auslösen können. Moskwa kontert trotzdem: Erst sei es gegen die Industrie gegangen und nun gegen die Landwirtschaft, die Pestizide zur Unkrautvernichtung einsetzt. Dabei vergisst Moskwa, dass ihr eigener Premierminister Mateusz Morawiecki zuerst in illegal entsorgten Chemie-Abfällen den Grund für das Fischsterben vermutete.
In den deutsch-polnischen Beziehungen kriselt es seit Jahren. Auch wenn jetzt im Zusammenhang mit dem Fischsterben vor allem die rechte Regierung in Warschau den Ton verschärft, hätte auch die deutsche Seite mit ihren Vorwürfen feinfühliger sein können. Man wird das Gefühl nicht los, jeder wolle nur vom eigenen Versagen ablenken. Hoffen wir, dass die Anwohner beiderseits der Grenze, die einander gute Nachbarn sind, sich nicht aufhetzen lassen.
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