- Politik
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Eingeknickt
Sabine Rossbach räumt beim NDR den Chefsessel
Erst der RBB, nun der NDR – die Chefetagen der Funkhäuser geraten ins Wanken. Auch die Zeit der Hamburger Landesfunkhausdirektorin Sabine Rossbach scheint abgelaufen zu sein. Seit einer Veröffentlichung des Online-Magazins »Business Insider« stehen nämlich massive Vorwürfe gegen die 63-Jährige im Raum, dass sie quasi Vetternwirtschaft zum Vorteil von zwei Töchtern betrieben habe, was die langjährige Journalistin vehement bestreitet. Das Verhältnis zwischen ihr und mindestens einem Drittel der Redaktion galt zuletzt aber als zerrüttet. 70 der rund 220 Mitarbeiter des Senders verfassten nämlich einen Brief an den NDR-Intendanten Joachim Knuth, in dem sie die Ablösung ihrer Vorgesetzten forderten.
Einer Absetzung kam Rossbach jetzt allerdings zuvor, indem sie erklärte, während der Untersuchungen von etwaigen Verstößen gegen das hausinterne Compliance-Regelwerk ihre Arbeit ruhen zu lassen. Einem Aufklärungsprozess will sie offenbar nicht im Wege stehen. Der NDR ging in einer Mitteilung aber noch einen Schritt weiter und erklärte, Rossbach werde auch nach Prüfung der Vorwürfe nicht dauerhaft auf ihre Position zurückkehren.
In dem Brief an Knuth beschweren sich die Beschäftigten auch über ein »Klima der Angst«. Unstimmigkeiten hätten eigentlich schon 2017 ans Licht kommen können, als es Recherchen der »Hamburger Morgenpost« über Bevorzugungen und gesteuerte Einflussnahme in der Berichterstattung des NDR gab.
Rossbachs journalistische Karriere nahm mit einem Volontariat bei den »Kieler Nachrichten« ihren Anfang. 1981 öffnete sich ihr dann erstmals die Tür beim NDR-Hörfunk, wo sie als freie Mitarbeiterin begann. 1994 folgte dann eine Festanstellung; seither nahm sie verschiedene Aufgaben beim NDR wahr. Landesfunkhauschefin ist sie seit Oktober 2010. Rossbach ist außerdem stellvertretende Vorsitzende im Aufsichtsgremium der Filmförderung Hamburg/Schleswig-Holstein.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.