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  • Berlin
  • Architektur und Malerei

Ein Stück DDR-Identität gerettet

Das Potsdamer Terrassenrestaurant »Minsk« eröffnet runderneuert als Kunsthaus

  • Andreas Fritsche, Potsdam
  • Lesedauer: 4 Min.

»Wo ist denn mein Lieblingsbild?«, fragt der Softwaremilliardär Hasso Plattner, als er am Donnerstag durch die Ausstellung von Landschafts- und Gartengemälden des bedeutenden Künstlers Wolfgang Mattheuer (1927-2004) schreitet. Sie wird an diesem Samstag im Kunsthaus »Das Minsk« eröffnet.

Aber nicht nur die Ausstellung, sondern auch das neue Kunsthaus am Potsdamer Brauhausberg öffnet dann erstmals seine Pforten und geht nach diesem Wochenende mit ausnahmsweise freiem Eintritt in den Regelbetrieb. Es sind zehn Euro zu entrichten beziehungsweise ermäßigt acht Euro. Darum werden Interessierte jetzt nicht mehr herumkommen. Denn für die kostenfreien Tickets mit einem Zeitfenster am Eröffnungswochenende musste muss man sich online registrieren, und das Haus ist für Samstag und Sonntag nun bereits ausgebucht.

Auf dem Weg zu seinem Lieblingsbild von Mattheuer entdeckt Plattner noch eins, das er gar nicht kennt. Es gehört ihm nicht. Gezeigt werden auch Leihgaben. Schließlich steht er vor Mattheuers »Gartenbild« von 1960, einem der frühesten Werke, die nun im »Minsk« gezeigt werden. Warum es dem Milliardär und Kunstsammler so gut gefällt? Es sei »sehr gut empfunden und dargestellt«, sagt er mit Blick auf die Laube, die Bank und die Bäume, die Mattheuer auf der Leinwand abbildete.

Gebaut nach einem Entwurf des Architekten Karl-Heinz Birkholz ab 1971 eröffnete das Terrassenrestaurant »Minsk« 1977 als Gaststätte mit belarussischen landestypischen Speisen. Wie Plattners Tochter Stefanie berichtet, sei es von den Potsdamern angenommen und liebgewonnen worden. Viele alteingesessene Einwohner der Stadt verbänden damit sehr persönliche Erinnerungen.

»Hier ging es klar um den Erhalt von DDR-Architektur, aber auch um den Erhalt der eigenen Identität«, beschreibt Stefanie Plattner die Rettungstat der Hasso-Plattner-Stiftung. Denn das Gebäude stand jahrelang leer und verfiel. Dann habe sie mit ihrem Vater die mit Graffiti zugeschmierte Ruine besichtigt. »Mein Vater war auf Anhieb begeistert. Er lobte die moderne und gradlinige Architektur«, berichtet die Tochter. »Wie ich ihn kannte, war seine Entscheidung getroffen und mit diesem Tag hatte die DDR-Kunst seiner Sammlung eine neue Heimat.« Doch dafür musste das Haus erst noch gekauft werden, was 2019 geschah. Und es musste saniert und für seine neue Bestimmung als Kunsthaus umgebaut werden. Knapp zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten. Zu den Kosten will die Stiftung keine Angaben machen. Original erhalten geblieben seien im Grunde genommen lediglich das Dach und die Säulen, verrät Hasso Plattner. Doch darüber hinaus erinnern auch andere Dinge an die Vergangenheit, zum Beispiel der abgerundete Bartresen, der jetzt als Empfangstresen dient. Es kann auch wieder gespeist werden, zu dem kleinen Kunstmuseum gehört ein Café.

»Wahrscheinlich hätte es keinen anderen gegeben, der diese Ruine übernommen hätte. Sie wäre mit aller Wahrscheinlichkeit platt gemacht worden«, erzählt Hasso Plattner. Der Umbau sei noch aufwändiger gewesen, als man erwartet habe. »Aber wie jeder sieht, hat es sich gelohnt.«

Für den Erhalt des bedrohten »Minsk« hatte sich sehr beharrlich der damalige Potsdamer Linksfraktionschef Hans-Jügen Scharfenberg eingesetzt, der als einfacher Stadtverordneter immer noch in der Kommunalpolitik mitmischt und sich mit Plattner gut versteht. »Das schreckliche Niederreißen fand ich nicht gut, obwohl ich kein DDRler bin«, gesteht der Milliardär am Donnerstag bei einer Vorbesichtigung für die Presse. »Es ist für mich immer unbegreiflich gewesen, wie vor 30 Jahren die Wessis kamen und alles niederredeten.«

Die nicht original, aber in Anlehnung an das historische Vorbild gestalteten Terrassen vor dem »Minsk« seien der zweitschönste Aufgang von Potsdam nach den Terrassen von Schloss Sanssouci, hat Hasso Plattner einmal gesagt. Nun ja, schränkt er ein, erwähnt es aber doch mit einigem Stolz. Der Name des Restaurants wurde für das Kunsthaus ganz bewusst beibehalten.

»Wir differenzieren zwischen dem vorherrschenden politischen System und der Bevölkerung«, erklärt Direktorin Paola Malavassi mit Blick auf die ostdeutsche Vergangenheit. Es soll übrigens nicht in Nostalgie auf eine alte Zeit zurückgeschaut, sondern DDR-Kunst aus der Sammlung von Hasso Plattner kombiniert mit jüngeren Werken gezeigt werden. Etwa 90 DDR-Werke gehören zur Sammlung und es werden noch welche dazu kommen, wie der 78-jährige Hasso Plattner sagt. Passend zu den Landschafts- und Gartenbildern von Wolfgang Mattheuer werden zunächst eine Etage höher Aufnahmen von Potsdamer Kleingärten präsentiert, die der kanadische Fotograf und Filmemacher Stan Douglass Anfang der 1990er Jahre machte.

Kunsthaus »Das Minsk«, Max-Planck-Straße 17, 14 473 Potsdam, geöffnet täglich außer dienstags von 10 bis 19 Uhr, Eintritt 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. www.dasminsk.de

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