Verleugnungsweltmeister

Wernher von Braun entwickelte Raketen für die Nazis und war NSDAP-Mitglied. Dennoch wird noch immer eine Straße nach ihm benannt.

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 1 Min.
Ein Grabstein auf einem Massengrab für 213 Zwangsarbeiter in Peenemünde. Bekannt wurde der Ort auf der Insel Usedom durch die Heeresversuchsanstalt "Peenemünde-Ost" und die Erprobungsstelle der Luftwaffe "Peenemünde-West" von 1936 bis 1945. Von 1937 bis 1945 war Wernher von Braun der Technische Direktor der Heeresversuchsanstalt.
Ein Grabstein auf einem Massengrab für 213 Zwangsarbeiter in Peenemünde. Bekannt wurde der Ort auf der Insel Usedom durch die Heeresversuchsanstalt "Peenemünde-Ost" und die Erprobungsstelle der Luftwaffe "Peenemünde-West" von 1936 bis 1945. Von 1937 bis 1945 war Wernher von Braun der Technische Direktor der Heeresversuchsanstalt.

In Deutschland wähnt man sich als Erinnerungsweltmeister*innen. Die Aufarbeitung des Holocaust wird nicht selten als Vorbild herangezogen. Doch damit ist es nicht weit her. Erst in der vergangenen Woche lehnte die bayerische Stadt Gersthofen die Umbenennung der Wernher-von-Braun-Straße ab – nachdem ein von der Stadt beauftragtes Gremium wegen der Kollaboration des Raketenentwicklers mit den Nazis die Umbenennung empfahl. Da fragt man sich, wozu das Gremium berufen wurde, hatte man sich eine wissenschaftliche Legitimation für das Festhalten an der NS-Verehrung erhofft? Von Braun war NSDAP-Mitglied, SS-Sturmbannführer und bei der Herstellung der von ihm entwickelten Raketen starben rund 20 000 Menschen durch Zwangsarbeit.

Seiner Karriere bei der Nasa hat das nicht geschadet. Und auch den Stadtrat scheint das nicht zu stören. Überraschend ist das nicht, gibt es doch regelmäßig rigide Fürsprecher*innen für den Verbleib von Nazi-Kollaborateuren und Kolonialrassisten im Straßenbild. Für die Opfer und ihre Angehörigen ist das Spott und Hohn: Die Stimme der Verfolgten wird ignoriert, die Täter bleiben auf dem Podest.

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