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Burkina Faso wird zum Terror-Hotspot
In der Sahel-Region erstarken die Islamisten unter den Augen der Bundeswehr
Nicht nur in Mali, in der ganzen Sahel-Region ist die Bundeswehr seit Jahren aktiv. In Mali ist die Bundeswehr an der EU-Ausbildungsmission EUTM (European Union Training Mission Mali) beteiligt, die von dort aus in allen fünf Sahelstaaten aktiv ist: Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad. In Mali selbst wird der Einsatz inzwischen zurückgefahren, weil die Putschregierung aus deutscher Sicht kein verlässlicher Partner ist.
Der neue Fokus gilt Niger als wichtigem Transitstaat. Burkina Faso bleibt trotz wachsender Instabilität weiter am Rande. Auch dort regiert seit dem Putsch im Januar 2022 wie in Mali eine Militärjunta. »In Burkina Faso gibt es mehr Anschläge als in Mali. Burkina Faso ist das neue Epizentrum der Dschihadisten im Sahelraum«, sagte Ulf Laessing, Leiter des Sahel-Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung in Malis Hauptstadt Bamako, dem »nd«.
Erst Anfang September war es im von Terroristen beherrschten Norden des westafrikanischen Landes zu einem der schwersten Anschläge der vergangenen Jahre gekommen. Bei einer Explosion starben 35 Zivilisten, mindestens 37 wurden teils schwer verletzt. Am 22. September soll es erneut Angriffe auf Zivilisten im Norden gegeben haben, wie örtliche Quellen berichten. Aber nicht nur Burkina Faso ist seit vielen Jahren schwer vom Terror betroffen, sondern der gesamte westafrikanische Sahelraum.
Angesichts der terroristischen Bedrohung setzt Burkina Faso wie auch die Nachbarn Togo und Niger zunehmend auf die Drohne des Typs Bayraktar TB2 türkischer Bauart. Diese vollautonome Aufklärungs- und Kampfdrohne kann 24 Stunden ohne Unterbrechung in der Luft bleiben und erreicht eine Flughöhe von bis zu 7300 Metern. Seit 2016 ist sie vorwiegend beim türkischen Militär im Einsatz und wird vor allem gegen kurdische PKK-Milizen im anatolischen Bergland eingesetzt. Aktuell wird dieser türkische Drohnentyp auch im Ukraine-Krieg genutzt. Im Internet sind Videos zu finden, die zeigen, welche Wirkung und Zerstörungskraft sie entfalten kann. Panzer, gepanzerte Fahrzeuge, Boote und Boden-Luft-Raketenabwehrsysteme können damit zerstört werden. Die meisten der in Afrika eingesetzten bewaffneten Drohnen werden von »südlichen Partnern«, wie man im Sahel zu sagen pflegt, wie der Türkei, China oder sogar dem Iran produziert.
Ob der jüngst entbrannte »Drohnenkrieg« der sich im Januar 2022 an die Macht geputschten Militärjunta, wie ihn jüngst eine senegalesische Tageszeitung nannte, den Terrorismus in Burkina Faso und der gesamten Region eindämmen wird? Wohl kaum, sagen afrikanische Experten. »Selbst wenn die Drohnen am Himmel vom Horn von Afrika bis zur Sahelzone immer sichtbarer werden, werden diese Einsätze nicht ausreichen, um die Situation angesichts der terroristischen Bedrohung zu ändern«, berichtet der internationale französische Radiosender (Rfi) unter Berufung auf afrikanische Sicherheits- und Militärexperten. Diese verweisen ferner auf die französische Anti-Terror-Mission »Barkhane« in Mali, die vor allem auch mittels bewaffneter Drohnen den Terrorismus zwar bekämpfte, aber in neun Jahren nie entscheidend zurückdrängen konnte. Ende August wurde der letzte französische Soldat aus Mali heimgeflogen.
In der instabilen Sahelzone sind viele islamistische Terrorgruppen gleichzeitig aktiv. Eine Abgrenzung der einzelnen Gruppen voneinander ist nicht immer möglich, kooperieren doch nicht selten einige von ihnen. Nicht wenige dieser Gruppen sollen aus dem Süden Algeriens »eingewandert« sein. Besonders aktiv ist der »Islamistische Staat in der größeren Sahara«. In Burkina Faso sind es eher aus Mali stammende Gruppierungen. »Die Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime«, aber auch die 2016 gegründete Bewegung »Ansarul Islam« sind derzeit wohl tonangebend. Beide Bewegungen, die finanziell gut aufgestellt sein sollen, unterhalten gute Verbindungen nach Zentralmali und zu dortigen Terrorgruppen.
Beängstigend sind Nachrichten über das aktive Anwerben neuer Kämpfer seitens der Terrorgruppen. So sollen etwa neu rekrutierte Kämpfer eine Antrittsgage erhalten. Die Rede ist angeblich von mehr als 1000 Euro – viel Geld in Burkina Faso.
Auch der Militärregierung unter dem in Frankreich an der renommierten »École de guerre« ausgebildeten Oberstleutnant Paul-Henri Sandaogo Damiba gelingt es nicht, den Terror einzudämmen. Sandaogo Damiba gehörte der Präsidialgarde des ehemaligen Langzeitpräsidenten Blaise Compaoré an, der 2014 nach Massenprotesten zurücktrat.
Seit der Machtübernahme durch das Militär 2022 haben in Burkina Faso die Anschläge weiter zugenommen. Insbesondere in diesem Jahr sind laut Ulf Laessing weite Teile des Landes der Kontrolle der Zentralregierung entglitten. Nur noch die Hauptstadt Ouagadougou gelte als einigermaßen sicher. Außerhalb Ouagadougous sei das Land eine No-go-Area. »Dschihadistische Gruppen fokussieren sich auf Burkina Faso als Ausgangsbasis, um in Richtung stabilerer Küstenstaaten wie Togo oder Ghana vorzudringen. Sie haben sich in den unwegsamen Waldgebieten im Süden festgesetzt, um von dort grenzüberschreitende Anschläge zu verüben«, erklärt Laessing.
Mittlerweile sind knapp zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Von Januar bis August 2022 sollen bereits mehr Menschen geflüchtet sein als im ganzen zurückliegenden Jahr 2021. Neben radikalen Islamisten sind auch kriminelle Banden und örtliche Selbstverteidigungsgruppen der Bevölkerung am Konfliktgeschehen beteiligt.
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