Ein Nobelpreis für Helikopter-Ben

Ehemaliger US-Notenbankchef Ben Bernanke erhält den Wirtschaftsnobelpreis

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Wirtschaftsnobelpreis wird bekanntlich für herausragende Forschungsleistungen vergeben. Ökonomische Praktiker*innen sind deshalb eher rar unter den Preisträger*innen. Dieses Jahr ist es anders: Der Preis geht an den ehemaligen US-Notenbankchef Ben Bernanke, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm am Montag bekanntgab. Der 68-jährige Bernanke muss die Auszeichnung allerdings mit den beiden US-Ökonomen Douglas Diamond von der Universität in Chicago und Philip Dybvig von der Washington-Universität in St. Louis teilen. Alle drei Forscher erhalten sie »für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen«.

Ein weiterer kleiner Wehrmutstropfen für Bernanke ist, wie Kritiker*innen des Preises gerne anführen, dass der Wirtschaftsnobelpreis eigentlich kein richtiger Nobelpreis ist. Im Gegensatz zu den anderen Auszeichnungen geht er nämlich nicht auf das Testament von Alfred Nobel zurück, sondern wird von der schwedischen Reichsbank gestiftet.

Bernanke erhält den Preis für seine Forschung über die Große Depression in den 1930er Jahren. Er habe festgestellt, »dass Bankenzusammenbrüche entscheidend dafür waren, dass sich die Rezession zu einer tiefen und anhaltenden Depression entwickelte«, teilten die Preisverleiher*innen mit. Bernanke hatte die Gelegenheit, die Lehre aus seiner Forschung selbst in die Tat umzusetzen. Rund zwei Jahre, nachdem er von Alan Greenspan den Chefposten bei der US-Zentralbank Fed übernommen hatte und so zum wohl weltweit mächtigsten Notenbanker geworden war, kam es mit der Finanzkrise 2007/2008 zur schwersten globalen Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Bankenwelt stand damals weltweit vor dem Kollaps.

Als Fed-Chef leutete Bernanke die Periode des billigen Geldes ein. Er senkte die Leitzinsen auf historische Tiefststände. Als dies nicht ausreichte, setzte er auf milliardenschwere Anleihenkaufprogramme. Von November 2008 bis Juni 2010 pumpte die Fed so 1,3 Billionen US-Dollar in den Wirtschaftskreislauf. Die US-Zeitschrift »Times« kürte Bernanke 2009 zur Person des Jahres. Allerdings musste Bernanke, der im Februar 2014 von Janet Yellen an der Spitze der Fed abgelöst wurde, sich auch von Kritiker*innen anhören, das Heraufziehen der Finanzkrise zu spät erkannt und dann hauptsächlich die Wall Street gerettet zu haben.

Bernanke begründete seine geldpolitische Strategie mit Anleihen bei dem neoliberalen Vordenker Milton Friedman, der gegen staatliche Eingriffe in den Wirtschaftskreislauf war. Dieser ließ die Notenbanken in einem Gedankenexperiment Geld aus einem Helikopter auf die Volkswirtschaften herabregnen. Bernanke erhielt deswegen den Spitznamen Helikopter-Ben. Bevor er 2002 zur Fed kam, hatte der als Pragmatiker beschriebene Ökonom eine wissenschaftliche Karriere verfolgt, die ihn an diverse Eliteunis geführt hatte. 1979 hatte er am Massachusetts Institute of Technology (MIT) promoviert. Anschließend war er in Stanford, von 1996 bis 2002 als Professor an der Universität von Princeton tätig gewesen.

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