Verstrickt?

Ex-Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen war laut Medienberichten Ziel einer Hausdurchsuchung

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit 74 Jahren ist man noch lange nicht zu alt für aufregende Erfahrungen. Zum Beispiel die einer Hausdurchsuchung. Eine solche hatte nämlich laut Medienberichten der frühere Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen. Die Razzia bei dem Topbanker soll Teil größerer Ermittlungen gegen Deutschlands größte Bank wegen Cum-Ex- und anderer krummer Deals sein. Fitschen wird demnach vorgeworfen, mehrere Steuererklärungen mit womöglich falschen Angaben unterschrieben zu haben. 

Fitschen ist als „Senior Adviser» der Bank und Aufsichtsratschef des Immobilienkonzerns Vonovia mittlerweile mehr oder weniger im Ruhestand. 2012 hatte er zusammen mit dem bereits verstorbenen Anshu Jain vom berühmt-berüchtigten Jürgen Ackermann die Leitung des Finanzinstituts übernommen. Zwar war die Bank damals im Gegensatz zu ihrer Konkurrentin Commerzbank durch die Finanzkrise 2007/8 gekommen, ohne vom Staat gerettet werden zu müssen (laut Kritiker*innen nur weil alle anderen mit ihr verbandelten Banken gerettet wurden), aber trotzdem hatte die Deutsche Bank ihre besten Jahre schon hinter sich. Fitschen und Jain fiel die Aufgabe zu, den Scherbenhaufen, den Ackermann in seinem Größenwahn hinterlassen hatte, aufzuräumen. Sie sollen stets bemüht gewesen sein. Jain schmiss Mitte 2015 vozeitig hin, Fitschen machte auf Bitten des Aufsichtsrats noch ein knappes Jahr weiter. Im Jahr 2015 verbuchte die Bank einen Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro.

Grund für dieses fette Minus unter Fitschens Führung waren Rückstellungen wegen zahlreicher Rechtsstreitigkeiten. Schließlich nahm es die Bank in der Vergangenheit bei ihren Geschäften mit der Legalität nicht ganz so genau. So wurde schon einmal gegen Fitschen ermittelt – wegen Umsatzsteuerbetrugs im Zusammenhang mit der Insolvenz der Kirch-Gruppe. Der Manager beschwerte sich deswegen bei Hessens Landeschef Volker Bouffier wegen der angeblichen Rufschädigung.

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