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Hochspannung! Betreten erlaubt
Nach der Kohle kommt das Museum – Kooperationsvereinbarung zur Industriekultur in der Lausitz unterzeichnet
Der Museumsverband Brandenburg und das Touristische Netzwerk Industriekultur haben am Donnerstag eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Ziel sei es »bei der Vermarktung von touristischen Angeboten an Standorten der Industriekultur enger zusammenzuarbeiten«, heißt es.
»Brandenburg war früher Industrieland«, sagte Kulturministerin Maja Schüle (SPD) im Rahmen der Unterzeichnung, bevor sie zur allgemeinen Beruhigung hinzusetzte: »… und ist es heute immer noch«. Schüle zufolge »sind wir im Strukturwandel«. Das Bundesland verfüge über viele Zeugnisse seiner reichen Industriekultur. Für die neue Kooperation stelle das Kulturministerium 80 000 Euro jährlich zur Verfügung. Die Kooperation umfasse 70 Museen, 400 weitere gebe es in Brandenburg – »mit stetig aufwachsenden Mitteln«.
Vielerorts gingen nach 1990 etliche Industriebetriebe den Bach herunter und Museen mit ABM-Stellen traten an ihre Stelle. Dass der wirtschaftliche Niedergang für viele Menschen eine traumatische Erfahrung war, bestätigte Susanne Köstering, Geschäftsführerin des Museumsverbandes. Museen zeigen aber sowohl positive als auch negative Seiten der Vergangenheit. »Ja, sie können auch Ort der Kontroverse sein«, versicherte Köstering.
Die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland, Kathrin Winkler, erinnerte daran, dass der »einst stolze Bergmann« nach 1990 vielfach traurig auf die Ereignisse blickte. Heute aber zeige er in der Nachfolgelandschaft der Tagebaue wieder stolz, was seinerzeit und seither geschaffen wurde.
Zu den Technikmuseen Brandenburgs gehören das Museum Baruther Glashütte, die Brikettfabrik „Louise» in Domsdorf, das Textilmuseum Forst und das Kunstgussmuseum Lauchhammer. Daneben wird Industriegeschichte auch von zahlreichen Stadt- und Regionalmuseen thematisiert, wie etwa vom Stadt- und Industriemuseum Guben. Im Jahr 2017 wurde das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg gegründet.
„Rekultivierungen ehemaliger Tagebauflächen finden seit über 100 Jahren statt. Bergleute holten über zwei Milliarden Tonnen Braunkohle aus bis zu 60 Metern Tiefe. In diesem langen Zeitraum wurde auch eine Industriekultur geschaffen, die eng verbunden ist mit den Lebensgeschichten vieler Menschen», erinnerte die Landtagsabgeordnete Isabelle Vandré (Linke) vor einiger Zeit. „Mit dem absehbaren Ende der Braunkohlenverstromung besteht die Aufgabe, auch in Respekt vor den Lebensleistungen von Generationen und in Verpflichtung und Verantwortung gegenüber folgenden, diese Geschichte zu bewahren und sie einer breiten Öffentlichkeit zugängig zu machen«, forderte Vandré.
Mit einem sogenannten Kulturplan Lausitz wollen Brandenburg und Sachsen die kulturelle Identität der vom Strukturwandel betroffenen Braunkohleregion bewahren. Das Landesamt für Denkmalpflege erfasst bereits Zeugnisse des Industriezeitalters. Dabei werden Objekte der Kohle- und Energiewirtschaft im Lausitzer Revier seit Anfang des 19. Jahrhunderts registriert. Gesucht werden Objekte, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.
Unter der Überschrift »Vorsicht, Hochspannung! Betreten erlaubt« können Interessenten schon heute auf der Energie-Route Lausitzer Industriekultur in die Welt der Braunkohle eintauchen. Wie wird Kohle zu Energie? Wie sah der Alltag der Lausitzer Bergleute aus? Wie kommt die Braunkohle aus der Erde? Entlang dieser Route kann man die Lausitzer Industriekulturgeschichte an Originalschauplätzen entdecken. »Dabei können sie auch Orte betreten, die für Schaulustige einst tabu waren«, werben die Veranstalter. Die Touren sind als Radtouren ausgelegt, nur die Tour rund um das Dieselkraftwerk Cottbus ist als Spaziergang konzipiert.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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