• Sport
  • Fußball Champions League

Münchner Signale der Stärke aus Barcelona

Der FC Bayern dominiert Barca und redet vom Titel in der Champions League

  • Maik Rosner, Barcelona
  • Lesedauer: 4 Min.
Torschütze Sadio Mané (l.) und die Bayern ließen Barça um Hector Bellerin meist hinterherlaufen.
Torschütze Sadio Mané (l.) und die Bayern ließen Barça um Hector Bellerin meist hinterherlaufen.

Bestens gelaunt kamen die Spieler des FC Bayern um kurz vor Mitternacht durch den Kabinengang, um diesmal nicht nach links in Richtung Rasen, sondern nach rechts zum Mannschaftsbus abzubiegen. Ihr Stopp bei den Medienvertretern geriet zu einem letzten Gruß an den FC Barcelona und zu einem markanten Hallo an die Konkurrenz in Europa. Nach dem fünften Sieg im fünften Gruppenspiel erlaubte sich Hasan Salihamidzic jedenfalls eine erste Titelansage in der Champions League. »Diese Intensität, wenn wir die auf den Platz bringen, gepaart mit unserer Qualität, dann haben wir eine Chance«, sagte Bayern Münchens Sportvorstand. »Wir wollten ein Zeichen nach außen setzen, und das ist uns gut gelungen«, ergänzte Mittelfeldspieler Leon Goretzka.

Es war, als hallten diese Worte aus dem Tunnel ins monumentale Camp Nou und von dort hinaus in die Fußballwelt. Dass der FC Barcelona im Gegensatz zu den Münchnern nicht in der Champions League überwintern wird, sondern im neuen Jahr mit der Europa League vorlieb nehmen muss, geriet beinahe zur Nebensache. Die Bayern blickten längst über ihr 3:0 (2:0) samt Gruppensieg hinaus, nachdem sie den Mittwochabend bei Barça mit einem reifen Vortrag zu einer Demonstration der Stärke genutzt hatten. »Wir versuchen, die Champions League zu gewinnen«, erinnerte Trainer Julian Nagelsmann an das große Ziel, das in der vergangenen Saison verpasst wurde. Er lobte die Leistung als »sehr erwachsen« und bezeichnete den Gruppensieg als wichtig, »auch als Zeichen nach drinnen, nach draußen«. Wohlgemerkt in dieser Reihenfolge.

Es war in der Tat ein Signal der Stärke, das von jenem Ort ausging, der in Europa noch immer Ehrfurcht erzeugt. Den Bayern war es gelungen, sich dies zunutze zu machen, um die eigene Aura zu nähren. So überzeugend hatte Nagelsmanns Mannschaft in Barcelonas Heimstätte gewonnen. Zunächst nutzte Sadio Mané einen tollen Steilpass von Serge Gnabry, um den Ball nach zehn Minuten über den zweiten deutschen Nationaltorwart Marc-André ter Stegen hinweg ins Tor zu spitzeln. Bald darauf setzte Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting seinen Lauf mit seinem fünften Tor in den vergangenen vier Spielen fort, indem er ter Stegen nach einer halben Stunde Spielzeit zum 0:2 tunnelte. Zum Endstand traf der eingewechselte Benjamin Pavard nach Gnabrys dritter Torvorlage des Abends in der fünften Minute der Nachspielzeit.

»Wir haben super Tore gemacht«, sagte Thomas Müller, »wir haben aber auch mal Phasen gehabt, wo wir gut verteidigt haben.« Der Offensivspieler verwies auf Ersatztorwart Sven Ulreich: »Der Ulle hatte fast keinen Ball auf dem Handschuh. Das musst du hier erst mal aufs Papier bringen.« Tatsächlich hatte Barcelona nicht einen Schuss aufs Tor zustande gebracht – auch nicht durch den langjährigen Münchner Mittelstürmer Robert Lewandowksi. Für ihn war es ein weiterer frustrierender Abend geworden. Im Hinspiel hatte er noch mehrere Chancen vergeben, nun erhielt er solche gar nicht erst gegen die Innenverteidiger Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano. »Brillant«, nannte Nagelsmann die Leistung seines Abwehr-Duos.

Das reif erspielte 3:0 in Barcelona war genau das Signal, mit dem sie beim FC Bayern ihren Titelanspruch in Europa untermauern wollten. Das Zeichen enthält aber auch ein Sternchen. In der Fußnote muss stehen, dass Barça gerade nicht den höchsten Ansprüchen genügt. Offensivspieler wie Lewandowski oder der frühere Dortmunder Ousmane Dembélé sind zwar herausragende Einzelkönner. Als Kollektiv aber war Barcelona auch wegen seiner teils wilden Defensive in allen Belangen unterlegen und weit davon entfernt, als Maßstab für Europas beste Mannschaften dienen zu können.

»Klar fühlt man mit, wenn man weiß, welch ehrgeiziger Sportler Lewy ist und auch, welch ehrgeiziger Klub Barcelona ist«, äußerte Müller Mitleid für seinen ehemaligen Münchner Mitspieler und dessen neuen Klub. Nur gegen Viktoria Plzen hat Barça in der Gruppenphase gewonnen und die K.o.-Runde wie schon in der vergangenen Spielzeit verpasst. Die Bayern dagegen blickten nicht nur auf nun sechs Siege in Serie gegen Barcelona mit 22:4-Toren zurück. Sondern auch auf 33 Gruppenspiele ohne Niederlage sowie fünf Siege in den bisherigen fünf Champions-League-Spielen mit 16:2-Toren, die letzten vier davon zu Null. Aber auch die Münchner wissen, dass sich der wahre Wert der jüngsten Erfolge erst in der K.o.-Phase zeigen wird.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.