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Vorkämpferin gegen Folter

Die Menschenrechtlerin Sebnem Korur Fincanci wurde in der Türkei verhaftet

Sprechverbote sind in der türkischen Politik seit Jahrzehnten üblich. Diesmal versucht Ankaras Justiz, mit den Vorwürfen »Propaganda für eine Terrororganisation« und »Beleidigung der türkischen Nation« erneut, eine Menschenrechtlerin mundtot zu machen. Sebnem Korur Fincanci wurde verhaftet, nachdem sie sich beim kurdischen Fernsehsender Medya Haber über einen möglichen Einsatz von chemischen Kampfstoffen durch die türkische Armee geäußert hatte. Financi, Vorsitzende des Menschenrechtsvereins der Türkei, hatte zu einem möglichen Giftgaseinsatz gegen PKK-Einheiten im Irak eine unabhängige Untersuchungskommission gefordert.

Bei dem Engagement der 63-Jährigen ist es naheliegend, dass ihre Äußerungen nicht der alleinige Grund für die neueste Repression sind. Die Forensikerin ist eine wichtige Vorkämpferin gegen Folter, die in der Türkei ebenfalls seit Jahrzehnten in staatlichem Auftrag eingesetzt wird. Die Medizinerin gehört zu den Autor*innen des Istanbul-Protokolls, des ersten von den UN anerkannten Standards zur gerichtsfesten Dokumentation von Folterfolgen. Für diese Arbeit war sie 2018 mit dem Hessischen Friedenspreis geehrt worden.

Financis fachliche Laufbahn umfasst den Abschluss als Fachärztin für Forensik 1983 und die Habilitation in Rechtsmedizin 1997. Zwei Jahre später gründete sie die erste rechtsmedizinische Klinik an der Universität Istanbul. Seit 2020 ist sie Vorsitzende der türkischen Ärztekammer. Vor politischen Äußerungen und Ämtern schreckte sie nie zurück. Financi wurde bereits 2018 zu einer Haftstrafe verurteilt, nachdem sie den Aufruf der »Akademiker für den Frieden« mitunterzeichnet hatte. Die Initiative wendet sich gegen das militärische Vorgehen der türkischen Regierung gegen den kurdischen Widerstand. In den Tagen vor ihrer Verhaftung weilte die Menschenrechtlerin in Deutschland. Unter anderem kritisierte sie auf einer »Konferenz der Betroffenen« die Haftbedingungen in der Türkei, darunter die schlechte medizinische Versorgung in Gefängnissen, auch nach Misshandlungen und Folter.

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