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Mit Marx das Klima retten
In Leipzig lud DieLinke.SDS zu Debatten über eine ökologisch-sozialistische Zukunft ein
Karl Marx blieb im Hintergrund, als der Studierendenverband DieLinke.SDS am Wochenende in Leipzig den Kongress »System Change« abhielt. Der Bronzekopf des großen Denkers steht zwar am Campus Jahnallee, ist dort aber etwas versteckt, weil das Denkmal aus der DDR-Zeit stammt. Der Geist des Marxismus war auf dem Kongress jedoch allgegenwärtig. Studierende hatten gegenüber der Mensa ein Plakat aufgehängt, auf dem stand: »Klimaschutz heißt Klassenkampf.« Bei den Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen von Politikern, Wissenschaftlern und Aktivisten ging es darum, wie die Klimakatastrophe verhindert und eine gerechtere Gesellschaft geschaffen werden kann.
Am Freitagabend drängten sich vor allem junge Menschen in den Hörsaal, um dem Eröffnungspodium zu lauschen. Von der Bühne wurde stolz verkündet, dass sich 1400 Personen für den Kongress angemeldet hätten. Einer von ihnen war Dominik, der den Masterstudiengang Philosophie an der Universität Bremen belegt. Der junge Mann mit Seitenscheitel, Brille und grauem T-Shirt engagiert sich beim Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) und Students for Future in der Hansestadt. »Von dem Kongress erhoffe ich mir vor allem Vernetzung, um Kampagnen zu starten«, erklärte er. Für ihn sei eine große Frage, »wie wir die aktuellen Kämpfe gegen Klima- und Preiskrise miteinander verbinden und unsere Gesellschaft transformieren können«. Dominik hat davon klare Vorstellungen. »Dafür sollten wir anfangen, mehr über sozialistische Lösungen nachzudenken. Wir brauchen dringend ökosozialistische Utopien, um neue Bündnisse unter den Benachteiligten unserer Gesellschaft zu schmieden und bestehende Bündnisse weiter zu stärken«, sagte er.
In der Nähe saß sein Kommilitone Florian mit bunter Mütze, der in denselben Gruppen in Bremen aktiv ist. »System Change bedeutet für mich, die Klima- und die Energiekrise ernst zu nehmen. Zur Überwindung dieser Krisen sollten wir nicht reformistisch vorgehen, sondern wir brauchen einen fundamentalen Wandel«, so der Soziologie-Student. »Das kapitalistische System muss überwunden werden.«
Das entsprach auch dem Tenor der Redner. Für Jary Koch von der Geschäftsführung des Verbands DieLinke.SDS war die Veranstaltung ein Heimspiel. Er hat in Leipzig Geschichte studiert. Koch warnte vor einem grünen Kapitalismus, der für Austeritätspolitik und Armut stehe. »Das ist der Weg, der zur AfD oder zu Verhältnissen wie in Italien führt«, so Koch. In Rom wurde kürzlich die faschistische Politikerin Giorgia Meloni zur Ministerpräsidentin gewählt. »Wir wollen einen grünen und nachhaltigen Sozialismus«, rief Koch in den Hörsaal. Wegen der fortschreitenden Umweltzerstörung könne dies nur ein »Reparatursozialismus« sein.
Linksparteichefin Janine Wissler warb ebenfalls für eine Zusammenarbeit mit der Klimabewegung. Nachdem die Grünen in Nordrhein-Westfalen und auf ihrem Bundesparteitag zugunsten der Kohleindustrie für die Abbaggerung von Lützerath votiert hätten, müsse man nun gemeinsam für das Dorf eintreten, erklärte sie.
Der portugiesische Aktivist João Camargo bezeichnete den Kampf gegen den Klimakollaps als die »Mutter aller Klassenkämpfe«. Spanien und Portugal verzeichneten in diesem Sommer die geringsten Niederschläge in den vergangenen 1000 Jahren. Auch woanders wachsen die Sorgen. In Leipzig fühlte man sich an einen Spätsommerabend erinnert, obwohl der November vor der Tür stand. Viele Studierende unterhielten sich draußen angeregt bei einem Getränk. Der Eröffnungstag machte Lust auf mehr, auch bei Florian von der Uni Bremen: »Nach den Vorträgen, die ich hier gehört habe, komme ich mit viel Motivation wieder nach Hause zurück.«
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