- Politik
- Blake Masters
Der rechte Milliardär und sein Ziehsohn
Blake Masters will republikanischer Senator für Arizona werden – unterstützt vom rechten Tech-Investor Peter Thiel
»Wenn wir eine Sache von Präsident Trump gelernt haben, dann ist es wohl: Sei einfach du selbst. Lass die Dinge ihren Lauf nehmen,« sagt Blake Masters in Chandler, Arizona. Masters ist 36 und könnte am 8. November zum jüngsten Mitglied des US-Senats gewählt werden. In den aktuellen Umfragen liegt er nur wenige Prozentpunkte hinter dem demokratischen Amtsinhaber, Mark Kelly. An diesem Abend tritt Masters mit Abe Hamadeh, der Oberster Staatsanwalt des südwestlichen Bundesstaates werden möchte, auf, später spricht die republikanische Anwärterin auf das Amt der Gouverneurin, Kari Lake.
Kurz vor den Zwischenwahlen ist die Stimmung in vielen Teilen der USA enorm angespannt. In Arizona, einem Staat von über sieben Millionen Menschen im Westen der Vereinigten Staaten, fühlt sie sich derzeit besonders brenzlig an. Bei der letzten Präsidentschaftswahl ging Arizona nur knapp an die Demokraten, das erste Mal seit 24 Jahren. In Arizona sind viele republikanische Kandidaten bereit, Donald Trumps Lüge vom Wahlbetrug weiterzuverbreiten. Auch Blake Masters gehört dazu. Auf der Bühne mit Hamadeh hingegen gibt sich Masters nüchtern und intellektuell. »Die Presse sagt immer, wir sind Extremisten«, lacht er ins Publikum und zeigt auf seinen Co-Kandidaten und den Moderator der Veranstaltung. »Sieht so Extremismus aus?«
Viele, die die Republikanische Partei derzeit beobachten, würden dies durchaus bejahen. Der innerparteiliche Konflikt um die Ausrichtung scheint weitgehend beigelegt, besonders in Arizona ist er eindeutig für das Lager der Trumpisten ausgegangen. Blake Masters verkörpert die Positionen einer Partei, die sich nach Vorbild des Ex-Präsidenten neu erfindet. Im Grenzstaat Arizona setzt Masters auf eine Migrationspolitik, die auf rassistischen Ideen von einer angeblichen Überfremdung der Nation aufbaut. Er bezeichnet sich als einen der wichtigsten Abtreibungsgegner innerhalb seiner Partei.
Masters bisherige politische Karriere ist kurz und vor allem einer Person zu verdanken: dem Multimilliardär Peter Thiel. Masters war nicht nur lange Zeit dessen Angestellter, sondern gilt auch als ein politischer Zögling des Geschäftsmanns. Thiel wuchs als Kind deutscher Migranten in den USA, Südafrika und dem heutigen Namibia auf und war lange Zeit vor allem als einer der Mitbegründer des Zahlungsdienstes Paypal bekannt. Später stieg er kurz nach der Firmengründung als erster größerer Investor bei Facebook ein. Thiel protegierte Masters nicht nur jahrelang in der Welt des Technologieinvestments, in der er selbst zu Reichtum kam, sondern hat dessen Wahlkampf mit über zehn Millionen US-Dollar unterstützt.
Peter Thiels Aktivitäten außerhalb der Tech-Branche sind spätestens seit dem Jahr 2016 Gegenstand häufiger Berichterstattung. Zu diesem Zeitpunkt fand die Urteilsverkündung in einem Rechtsstreit statt, bei dem sich die Klatschseite Gawker und der ehemalige Wrestler Terry Bollea, besser bekannt unter seinem Bühnennamen, »Hulk Hogan«, gegenüberstanden. Bollea bezichtigte Gawker der groben Verletzung seiner Privatsphäre, nachdem die Seite Ausschnitte eines Sexvideos veröffentlicht hatte, in dem er zu sehen war. Gawker wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, die zum Bankrott der Publikation führte. Thiel hatte Bolleas Rechtsstreit fast gänzlich finanziert, was er im Jahr der Urteilsverkündung auch eingestand. Fast ein Jahrzehnt zuvor hatte Gawker Thiel geoutet; Thiels Rolle im Niedergang der Publikation wird allgemein als Vergeltung gehandelt.
Peter Thiel war zudem einer der großzügigsten Spender für den ersten Wahlkampf Donald Trumps. Lange bevor andere Größen der Geschäftswelt es wagten, sich auf die Seite des rechten Populisten zu schlagen, unterstützte Thiel diesen offen. Der Investor kritisiert immer wieder, die Demokratie lege dem Kapitalismus zu viele Schranken auf. Thiel lädt regelmäßig Rechtsextremisten verschiedener Couleur auf seine Anwesen ein. So berichtete Buzzfeed News zum Beispiel, dass Thiel ein Abendessen mit dem rechtsradikalen Autor Kevin DeAnna abhielt und gute Kontakte zum faschistischen Umfeld um Persönlichkeiten wie Richard Spencer unterhält.
In Chandler erntet Blake Masters Applaus dafür, dass er Dr. Anthony Fauci vor Gericht stellen möchte. Fauci ist Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten und war in dieser Funktion maßgeblich für die Corona-Bestimmungen der USA auf Bundesebene verantwortlich. Als regelmäßige Zielscheibe blutrünstiger Fantasien von Rechten wird Fauci auf Schritt und Tritt von Personenschützern bewacht; für republikanische Politiker wie Masters gehört es zum guten Ton, den Arzt als vermeintlichen Feind der Freiheit an den Pranger zu stellen. In aktuellen Umfragen liegt Masters nur äußerst knapp hinter seinem Kontrahenten Mark Kelly. Falls er nicht gewinnt, tut es aber vielleicht ein anderer ehemaliger Angestellter von Peter Thiel. Der republikanische Kandidat für den Senatssitz in Ohio, J.D. Vance, hat ebenfalls für den Investor gearbeitet.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!