Übertriebene Beruhigung

Kirsten Achtelik über Covid in Kindertagesstätten

  • Kirsten Achtelik
  • Lesedauer: 2 Min.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will ein Mann der Wissenschaft sein. Gemessen an seinen eigenen Ansprüchen, entäuscht er allerdings immer wieder. So auch diese Woche bei der Vorstellung von Studien zur Auswirkungen von Covid-Infektionen und Corona-Maßnahmen auf Kita-Kinder und Schüler*innen. Wiederholt betonte der Minister: »Kita-Kinder waren keine Infektionstreiber.« Daher seien auch die wiederholten Kita-Schließungen nicht nötig gewesen.

Diese Schlussfolgerungen geben die Zahlen aber nicht her: Zwar war in den Familien der Prozentsatz der angesteckten Personen deutlich höher als in den Kitas, die absoluten Zahlen waren aber in Kitas um ein Vielfaches höher. Das ist logisch, denn es gibt dort viel mehr Kontakte. Die wissenschaftlich korrekte Schlussfolgerung, dass Kitas als Brücken fungieren, hier also die Infektionen weitergegeben werden und sich dann in den Familien ausbreiten, liegt auf der Hand. Diese ist Lauterbach aber nicht bereit zu ziehen, daher referierten er und Familienministerin Lisa Paus immer wieder die Prozentangaben.

Lauterbach schwankt im Umgang mit der Pandemie zwischen Panikmache, wenn er hohe Infektionszahlen mit hochansteckenden Varianten prophezeit, und unzulässiger Beruhigung, wenn er wie ein Mantra vorträgt, man sei »gut vorbereitet« auf die nächste Welle. Da die aktuellen beinahe 1000 an und mit Corona Verstorbenen pro Woche akzeptabel zu sein scheinen, darf man wohl misstrauisch sein, wenn die Schlussfolgerung aus der Kita-Studie ist, diese Einrichtungen könnten »sicher betrieben« werden.

Angesichts des Personalmangels in den Kitas, der fehlenden Luftfilter und der lückenhaften Impfempfehlung für Kinder ist das wohl wenig realistisch. Unfreiwillige Kita-Schließungen gibt es nämlich schon jetzt, weil einfach zu viele Erzieher*innen krank sind.

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