Türkei macht PKK verantwortlich

Kurdische Arbeiterpartei und syrische Kurden weisen Verantwortung für Anschlag zurück

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.

Istanbul. Noch in der Nacht nach dem blutigen Anschlag vom Sonntag präsentierten die türkischen Behörden die mutmaßliche Bombenlegerin: Die syrische Staatsbürgerin Ahlam Al-Baschir soll nach Angaben der türkischen Polizei gestanden haben, im Auftrag der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gehandelt zu haben. Laut Innenminister Süleyman Soylu sei der Befehl für den Angriff auf die Istiklal-Avenue in Kobane erteilt worden, einer mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadt in Nordsyrien, wo die türkische Armee in den letzten Jahren Operationen gegen die syrisch-kurdische YPG-Miliz durchgeführt hat. Aus türkischer Sicht sind die YPG und deren politischer Arm PYD Ableger der PKK in Syrien. Ankara listet alle Gruppierungen als Terrororganisationen.

Die bewaffnete PKK-Organisation, ihr politischer Flügel und die kurdischen YPG-Einheiten wiesen die Anschuldigungen zurück. »Unser Volk und die demokratische Öffentlichkeit wissen genau, dass wir nichts mit diesem Vorfall zu tun haben, dass wir nicht direkt auf Zivilisten zielen«, erklärte die PKK. Auch die Kurdenmiliz YPG bestritt jegliche Verbindung zur Hauptverdächtigen und unterstellte der Türkei, »Lügen« zu verbreiten.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan wolle die Welt davon überzeugen, einem türkischen Angriff auf die Kurdengebiete in Syrien zuzustimmen, sagte YPG-Sprecher Nuri Mahmud. Ankara droht schon länger mit einer Offensive. Die YPG betonte, sie verurteile jegliche Angriffe auf Zivilisten und Terrorismus.

Die mutmaßliche Attentäterin wurde nach türkischen Angaben zusammen mit anderen Verdächtigen in einer Wohnung im Istanbuler Vorort Küçükçekmece festgenommen. Laut Innenminister Soylu soll die Tatverdächtige über die von türkischen Soldaten und ihren Verbündeten kontrollierte Stadt Afrin im Nordosten Syriens in die Türkei eingereist sein und habe nach Griechenland fliehen wollen. Soylu gab zudem die Festnahme von insgesamt 46 Verdächtigen bekannt und kündigte weitere Festnahmen an. Dass der Islamische Staat (IS) in das Attentat verwickelt sein könne, wollten die Ermittlungsbehörden nicht ausschließen, hatte am Montagmorgen ein hoher türkischer Beamter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt.

Bei dem Bombenanschlag auf der belebten Einkaufsstraße Istiklal mitten in Istanbul waren am Sonntagnachmittag sechs Menschen getötet und 81 weitere verletzt worden. Bisher bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat. Die Türkei wies Beileidsbekundungen aus den USA zurück. Der türkische Präsident Erdoğan hat Washington wiederholt vorgeworfen, Waffen an kurdische »Terroristen« in Nordsyrien geliefert zu haben. Die PKK kämpft seit Mitte der 1980er Jahre für die Rechte der Kurden und gegen den türkischen Staat. Sie wurde immer wieder für blutige Anschläge in der Türkei verantwortlich gemacht. Mit Agenturen

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -