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Eine Allianz gegen giftige Energie
NGOs aus Senegal und Deutschland wollen gemeinsam ein neues Gasprojekt vor der Küste des westafrikanischen Landes verhindern
Wir brauchen die Unterstützung und Hilfe von Deutschland, aber wir brauchen kein Gift», sagt Yero Sarr, Klimaaktivist von Fridays for Future Senegal. «Wir brauchen keine Technologie, die unsere Zukunft zerstört.»
Bei einer Pressekonferenz am Freitag auf der UN-Klimakonferenz in Scharm El-Scheikh geht es um ein von Deutschland gefördertes Gasprojekt vor der Küste Senegals. Sarr warnt vor den Folgen für die Küstenbewohner*innen. Beinahe jede Familie sei auf den Fischfang angewiesen. Schon wegen der Erwärmung der Meere gingen die Fischbestände Jahr für Jahr zurück. Durch die Gasförderung befürchteten die Fischer*innen noch stärkere Einbußen.
Schon heute sind aufgrund der Bohrungen demnach einige Meeresregionen für die Fischerei gesperrt. Vor der Küste liegen obendrein ein Meeresschildkröten-Schutzgebiet und das größte Kaltwasserkorallenriff der Welt. Umweltschützer*innen warnen, dass die geplante Erdgas-Infrastruktur – Bohrplattform, Pipelines, Terminals, Wellenbrecher – die Ökosysteme beschädigen würde.
Senegalesische und deutsche Klimagruppen haben nun die «Senegal-Germany Peoples Alliance for Climate Justice» gegründet, die sich für eine Energiewende-Partnerschaft beider Länder einsetzt. «Senegal hat ein riesiges Potenzial für erneuerbare Energien», argumentiert Sarr. Und Luisa Neubauer von Fridays for Future Deutschland ergänzt: «Mit dieser Allianz beginnen wir den Kampf gegen das Gasprojekt.»
Die Wut über Europas plötzliches Interesse an Afrika ist verständlich. Gewöhnlich sind die Industrienationen eher zurückhaltend, besonders wenn es um finanzielle Unterstützung in der Klimakrise geht. So hatten die Industrienationen den Entwicklungsländern 100 Milliarden US-Dollar jährlich ab 2020 für Klimaschutz und -anpassung versprochen. Bis heute halten sie sich nicht daran. Wenn es allerdings um die Ausbeutung von Gasvorkommen geht, zeigen sich die Industriestaaten, allen voran Deutschland, auf einmal spendabel. Dabei handelt es sich nicht um Unterstützung, sondern um eine Investition, und zwar in die eigene Energiesicherheit. Beide Regierungen wollen hingegen das Projekt als Win-win verkaufen: Deutschland braucht Gas, Senegal will die Industrialisierung voranbringen. Und da das westafrikanische Land die Gasförderung nicht allein finanzieren kann, warum kein gemeinsames Projekt daraus machen?
Neubauer erklärt, warum nicht: «Jedes neue Gasprojekt macht es wahrscheinlicher, dass wir das 1,5-Grad-Ziel verfehlen.» Vor den Küsten Senegals und Mauretaniens liegen laut Schätzungen der Deutschen Umwelthilfe 425 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Genug, um die Förderung 30 bis 50 Jahre zu gewährleisten. Und sollte Deutschland, wie Bundeskanzler Olaf Scholz nicht müde wird zu behaupten, das Gas nur einige Jahre als Übergangsenergie nutzen möchte, bliebe Senegal auf der milliardenschweren Gasinfrastruktur sitzen.
Damit widerspricht diese Investition einem Beschluss vom Klimagipfel 2021 in Glasgow. Darin verpflichteten sich die Staaten, nicht mehr in fossile Projekte zu investieren. Diesen Beschluss haben die G7-Länder angesichts der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg allerdings aufgeweicht. Investitionen seien erlaubt, wenn damit das 1,5-Grad-Ziel nicht gefährdet und keine Lock-ins, also langfristige Abhängigkeiten, entstehen würden. Doch gerade das ist in Senegal nicht gewährleistet.
Die deutsche Energielücke im kommenden Winter wird das Erdgas aus Senegal nicht schließen, denn der Betreiber BP geht davon aus, dass im Dezember 2023 das erste senegalesische Flüssigerdgas aus den Terminals fließt. Und dann auch erst mal nur 2,5 Millionen Tonnen im Jahr. Damit ließen sich nicht mal vier Prozent des deutschen Bedarfs decken.
Wie die neue Allianz weiter gegen das Projekt vorgehen wird, blieb zunächst offen. Aber an Deutlichkeit fehlte es den Vorträgen nicht. Wie ein Sprecher der Nichtregierungsorganisation Power Shift Africa sagt: «Deutschland hat gesagt, Senegal muss nur Nein sagen zu dem Projekt. Dann hört uns zu. Hier und heute sagen wir Nein.»
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