»Grünes Geld« liegt im Trend

GLS Bank macht 2024 Rekordumsatz in einer Branche, in der Nachhaltigkeit kein geschützter Begriff ist

Das Interesse der Verbraucher an »grünen« Banken und Geldanlagen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zugenommen. Es gibt allerdings keine einheitlichen Mindeststandards für alternative Geldanlagen.
Das Interesse der Verbraucher an »grünen« Banken und Geldanlagen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zugenommen. Es gibt allerdings keine einheitlichen Mindeststandards für alternative Geldanlagen.

Die älteste alternative Bank in Deutschland blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Mit einer Bilanzsumme von erstmals über zehn Milliarden Euro steigerte die GLS Bank 2024 ihr Vorjahresergebnis um mehr als acht Prozent. In gleicher Höhe legte das Kreditvolumen zu. Unter den fast 700 Volks- und Raiffeisenbanken gehört die sozial-ökologisch ausgerichtete GLS mittlerweile zu den Großen. Das Wachstum sei ein »Nachweis für die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaftsweise«, sagte Vorstand Dirk Kannacher während der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Bochum.

Bezahlbares Wohnen ist eines der zentralen Themen der »grünen« Bank. Es fehlten derzeit mindestens 700 000 Wohnungen mit günstigen Mieten im Land. Die GLS Bank trage jedoch dazu bei, die Lücke zu schließen, versicherte Finanzvorständin Christina Opitz. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 2500 neue Wohneinheiten finanziert. Als Vorzeigeobjekt gilt dem Geldinstitut das Projekt »Woodscraper« in Wolfsburg. In der VW-Stadt lässt GLS als Bauherrin zwei Hochhäuser aus Holz errichten. Ein ähnliches Projekt werde in Berlin gebaut.

»Trotz aller globalen Herausforderungen machen uns diese Entwicklungen Mut«, sagt GLS-Bankvorstand Dirk Kannacher. »Wir wollen eine Energiewende, die nachhaltig und bürgernah ist.« Vorbeugende Maßnahmen würden am Ende weniger kostenintensiv sein als die Behebung der zukünftigen Schäden durch Klimawandel und Biodiversitätsverlust. Zumindest im Bereich der Windenergie gehört das Bochumer Institut bereits zu den bundesweiten Marktführern. Sein Anteil an zugebauter Windenergie an Land beträgt mehr als sieben Prozent.

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Das Interesse der Verbraucher an »grünen« Banken und Geldanlagen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zugenommen. Als Anbieter treten nahezu alle Banken und Sparkassen, Investmentfonds, Vermögensverwalter und auch Versicherer auf. Im »Marktbericht 2024« des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) wurden für Deutschland 542,6 Milliarden Euro an dergleichen ermittelt. Am Gesamtmarkt erreichten die Anlagen damit einen Anteil von 21,8 Prozent.

Keine einheitlichen Mindeststandards

Begriffe wie »nachhaltig«, »umweltfreundlich« und »ethisch« sind allerdings nicht geschützt. Es gibt keine einheitlichen Mindeststandards für alternative Geldanlagen. Jeder Anbieter kann daher etwas anderes darunter verstehen. »Darum ist es mit schönen Produktnamen und positiver Werbung nicht getan. Wer etwas bewegen möchte, sollte genauer hinsehen«, rät die Verbraucherzentrale Bremen, die sich auf das Thema grünes Geld spezialisiert hat.

So hat die Europäische Union im Rahmen der sogenannten Taxonomie Erdgas und Atomstrom als Übergangstechnologien akzeptiert. Und die Rüstungslobby wirbt dafür, Investitionen in Waffen und Rüstung als ESG-konform einzustufen. Das auf dem Finanzmarkt übliche Kürzel ESG (Environmental, Social, Governance) steht für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Die Verbraucherzentrale Bremen hat 14 Banken untersucht, die ein besonderes alternatives Geschäftsmodell verfolgen: Diese Kreditinstitute haben eigens festgelegte ethische und ökologische Kriterien, die sie ihrem gesamten Bankgeschäft zugrunde legen. Dies unterscheidet sie von anderen Geldinstituten. Die 14 Banken schließen eine Reihe von Geschäftsfeldern komplett oder teilweise aus. Dazu gehören Waffen und Rüstung, Kinderarbeit und industrielle Tierhaltung. Allerdings erfüllen nicht alle untersuchten Banken sämtliche Ausschlusskriterien. Gleichzeitig sollen ökologische und soziale Geschäftsfelder durch gezielte Investitionen gefördert werden.

Die größte nachhaltige Bank der BRD

Für Vorstand Kannacher ist GLS die »Bank der Zukunft seit 1974«. Die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, kurz GLS, war im März 1974 von Anthroposophen gegründet worden. Zunächst wurden wohl vor allem Demeter-Höfe und Waldorf-Schulen finanziert. Später hat sich das Spektrum stark erweitert. Auch innerhalb der Belegschaft, die inzwischen auf mehr als 1000 Köpfe angewachsen ist.

Im Jahr 2003 hatte GLS die finanziell in Schwierigkeiten geratene linke Ökobank übernommen, diese war in den 80er Jahren aus der Umwelt- und Friedensbewegung hervorgegangen. Später kam noch eine Beteiligung an der eher konventionellen Umweltbank in Nürnberg hinzu. Heute ist die GLS nicht allein die älteste, sondern auch die größte nachhaltige Bank in der Bundesrepublik. Da scheint ein wenig Pathos angebracht zu sein. Kunden, Mitglieder und Beschäftigte bildeten eine starke Gemeinschaft. Man sei mehr als eine Bank.

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