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Neuanfang nach Jahrzehnten im Exil
Die schwierige Rückkehr der burundischen Geflüchteten aus Tansania
Jeanette Nibigiri ist mit 16 Jahren mit ihren Eltern nach Tansania geflohen. Das war 1972, im Jahr, in dem in Burundi ethnische Konflikte eskalierten. »Die Menschen glaubten, dass der Krieg nicht lange dauern würde. Leider mussten sie feststellen, dass diese Tragödie nicht schnell endete und dass Menschen weiterhin getötet wurden. Ohne, dass jemand eingriff, um das Töten zu beenden. Da haben meine Eltern beschlossen, das Land zu verlassen«, berichtet Jeanette.
Der Krieg kam auch in ihr Dorf: Ihre Eltern flohen, nachdem einige ihrer Nachbar*innen entführt und getötet worden waren. Sie suchten, wie die meisten Geflüchteten 1972, Zuflucht in Tansania und kamen im Lager Mpanda-Gatumba unter.
»Zuerst lief es gut: Meine kleine Schwester und ich wurden in der Schule integriert, die Familie erhielt Nothilfe. Leider nur sechs Monate lang. Dann begannen die Schwierigkeiten. Jede Familie erhielt ein Hektar Ackerland, war aber ansonsten auf sich allein gestellt. Ich musste die Schule abbrechen und meinen Eltern helfen«, erinnert sich Jeanette an die schwierigen Lebensumstände. Dass geflüchtete Kinder gezwungen sind, die Schule abzubrechen, um die Ernährung der Familie zu unterstützen, war und ist keine Seltenheit.
Jeanette und ihre Familie kehrten 2007 nach einem Besuch von burundischen Abgeordneten, die sie mit der Aussicht auf Frieden lockten, nach Burundi zurück. Dort angekommen, erhielten sie als Familie von der Regierung ein 300-Quadratmeter-Grundstück und ein Haus mit einer Fläche von 35 Quadratmetern, in denen zwei Schlafzimmer und ein kleiner Wohnraum Platz finden mussten. Hier leben sie auch heute noch, denn auf dem der Familie gehörenden Grundstück, das sie bei der Flucht 1972 zurücklassen mussten, lebt mittlerweile eine andere Familie. Als sich ihr Vater an die zuständige Kommission wandte, gaben sie ihm nur einen kleinen Teil des Landes zurück. Die Begründung: Die andere Familie habe hier schon lange gelebt, das Grundstück wäre verlassen gewesen.
Der Frieden, den die Abgeordneten Jeanette im Flüchtlingslager in Tansania versprochen hatten, ist brüchig. »2015 mit den Protesten gegen die dritte Amtszeit von Präsident Pierre Nkurunziza geriet ich in Panik, weil ich glaubte, dass der Krieg wieder ausbrechen würde. Einige sind sogar direkt wieder nach Tansania zurückgekehrt«, erinnert sich Jeanette.
Irgendwann wurde die Hilfe, die sie erhielten, ausgesetzt. Von da an lebten sie von einem Tag zum nächsten. Das ostafrikanische Land war schon von 1993 bis 2005 Schauplatz eines Bürgerkrieges zwischen Hutu und Tutsi, der 300 000 Opfer forderte.
Ein von SODIs Partnerorganisation OAP (Organisation d’Appui à l’auto-Promotion) organisierter Workshop schärfte Jeanettes Bewusstsein für Möglichkeiten, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. So nahm sie in der Spargruppe ihrer Dorfgemeinschaft einen Kredit von 35 000 Burundi-Franc (umgerechnet etwa 17 Euro) auf und investierte dieses Geld in ihr kleines Geschäft mit Tomaten, Taro-Knollen und Amaranth.
Inzwischen hat sie den Kredit zurückgezahlt, und neben den Lebensmitteln konnte sie sich nun auch einen Lederschurz für die Arbeit kaufen. »Vor diesem Projekt wussten wir nicht, wie wir unsere Lage verbessern können. Nun weiß ich, wie ich mir Ziele setzen und diese realisieren kann.«
Unsere Beiträge zur aktuellen Soli-Aktion sind hier zu lesen: dasND.de/soli
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