Ohne Gas auf die Kohle besinnen?

Manager sieht ein Problem bei der Speicherung erneuerbarer Energie

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Lausitzer Energie AG (Leag) bekennt sich zwar dazu, das heimische Braunkohlerevier in ein »grünes Power-Haus« zu verwandeln. Wie Vorstandsmitglied Markus Binder am Montag vor dem Wirtschaftsforum in Potsdam sagte, bestünden aber Zweifel, dass die stabile Energieversorgung auf dem von der Bundesregierung verfolgten Weg funktionieren könne. Die Leag, die zehn Prozent der deutschen Stromproduktion auf sich vereint, will im Jahr 2025 ein Gigawatt Strom aus erneuerbaren Energien produzieren, 2030 sollen es sieben Gigawatt sein und 2040 dann 14 Gigawatt. Im Süden Brandenburgs stünden dafür rund 33 000 Hektar bereit, erklärte Binder. Er sprach von Investitionskosten von einer Milliarde Euro pro Jahr und warnte, mit dem Abschöpfen von Übergewinnen durch den Staat den Energiekonzernen die Mittel zu nehmen, die sie für diese kostspielige technologische Wende benötigen würden.

Das Erdgas habe beim Wechsel zu den erneuerbaren Energien eine Brückenfunktion erfüllen sollen. Durch die Sabotage an den Erdgasleitungen Nord Stream 1 und 2 »ist diese Brücke krachend eingestürzt«, sagte Binder. Der Ruf, nun die Erneuerbaren verstärkt auszubauen, ist für ihn keine Antwort auf sachliche Zwänge. Denn was sei, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Es fehlten die notwendigen gewaltigen Speichermöglichkeiten, argumentiert Binder. Um das Problem zu lösen, wird allerdings an Batteriegroßspeichern und an der Wasserstofftechnologie getüftelt. Auch Druckluftspeicher galten lange als eine Variante. Das Speicherproblem ist also lösbar.

Der Manager forderte jedoch, »ideologiefrei« den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke und die Beschaffung neuer Brennelemente zu diskutieren. Auch könne man sich auf die heimische Braunkohle besinnen, die unabhängig von der weltpolitischen Lage gefördert werden könne. Binders Leag betreibt die Braunkohlekraftwerke in der Lausitz und hat im Kraftwerk Jänschwalde kürzlich zwei bereits abgeschaltete Blöcke wieder ans Netz genommen.

Den zeitweilig außerordentlich hohen Gaspreis erklärte Binder damit, dass auf Geheiß der Bundesregierung alles Gas erworben wurde, das sich auf dem Markt auftreiben ließ. »Zu welchem Preis auch immer.« Danach sei der Gaspreis wieder gefallen, betrage aber immer noch das Fünffache des ursprünglichen Standes. Strom koste aktuell das Vierfache. Weil in absehbarer Zeit kein russisches Erdgas mehr zur Verfügung stehen werde, sei Deutschland gezwungen, Flüssiggas zu beziehen.

Auch Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD) trat beim Wirtschaftsforum auf. Sie sah eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. »Eine solche Energiepolitik gibt es nur bei uns.« Es zeichne sich ab, dass Firmen ihre Standorte ins Ausland verlegen. Andere ordneten Kurzarbeit an oder drosselten die Produktion. Da könne man »schon ins Grübeln kommen«. Vermieden werden müsse, dass »der Standort Deutschland nach unten durchgereicht« werde.

Die Grünen wollen »mehr Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern«, wie ihr Landtagsabgeordneter Thomas von Gizycki kürzlich wieder betonte.

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