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- Gedenken an NSU-Opfer
Schattenwürfe als Mahnung
Gedenkort am Thüringer Landtag in Erfurt soll ab 2024 an NSU-Opfer erinnern
Licht gibt es keines in der Geschichte der Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund«. Und Licht gibt es kaum in der Geschichte, die davon erzählt, wie die deutschen Sicherheitsbehörden jahrelang zum NSU ermittelten. Immer wieder kriminalisierten sie die Opfer und deren Angehörige, geleitet von rassistischen Stereotypen. Vor allem ist da wie dort deshalb Schatten. Schatten, der zuvorderst die Hinterbliebenen der mindestens zehn Menschen trifft, die die Rechtsterroristen ermordeten. Schatten, der den deutschen Staat in all seinen Gliederungen trifft. Schatten, der auf die deutsche Gesellschaft fällt.
Dass Schatten nun ein zentrales Gestaltungselement eines Thüringer Erinnerungsortes für die Opfer des NSU und ihre Hinterbliebenen wird, ist deshalb nur folgerichtig. Mehr noch: Es ist so einfach wie klug. Auf den Siegesentwurf für diesen Erinnerungsort – der am Donnerstag in Erfurt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde – hatte sich nach jahrelangen Vorbereitungen vor einigen Wochen ein Preisgericht geeinigt. Insgesamt waren bei der Jury 15 Entwürfe eingereicht worden. Der einstimmig gewählte Siegerentwurf soll nach Angaben von Thüringens Kulturstaatssekretärin Tina Beer im Frühjahr 2024 in der Landeshauptstadt verwirklicht werden, in unmittelbarer Nähe zum Thüringer Landtag, in einem kleinen Park, der sich an das Parlamentsgebäude anschließt.
Schon 2015 hatte der Landtag beschlossen, dass es einen solchen Erinnerungsort im Freistaat geben soll. Denn auch wenn die NSU-Terroristen in Thüringen selbst nicht gemordet haben – sie sind in Jena aufgewachsen, ihr mörderisches Treiben hatte hier seinen Ausgangspunkt. »Thüringen ist kein Täterland, aber es ist das Bundesland, aus dem die Täter kommen«, sagt Barbara John, Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer, bei der Präsentation des Siegerentwurfs. »Das ist eine sehr drückende Last für den Freistaat, aber Thüringen hat sich dieser Last nie entzogen.«
Der Erinnerungsort – entworfen von den Künstlern Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper – wird aus sechs Torbögen bestehen, die mehrere Stahlstreifen tragen. In zehn dieser Metallplatten sollen die Namen der zehn vom NSU ermordeten Opfer gelasert sein und durch Sonneneinstrahlung auf den Boden projiziert werden. Der Titel des Entwurfs lautet »Schattenwurf«.
Dasss die Sonne mal mehr und mal weniger stark scheint und damit die Namen der Opfer unterschiedlich deutlich auf dem Boden zu lesen sein werden, ist nach Einschätzung der Vorsitzenden des Preisgerichts, Leonie Baumann, eine der vielen bedeutungsschweren Eigenschaften des Entwurfs. Denn mit der Erinnerung sei es doch so wie mit diesen Schatten. Sie sei mal stärker, mal schwächer und damit in gewisser Weise lebendig, dem Wandel unterworfen. Den Entwurf insgesamt nennt sie eine »großartige, zeitgemäße und überzeugende Arbeit«.
Auch John sagt, dieser »lebendige Ausdruck von Licht und Schatten« sei etwas, das bei den Hinterbliebenen der Opfer sofort auf große Zustimmung gestoßen sei. Wie das Preisgericht hätten auch sie diesen Entwurf als den besten unter den eingereichten Arbeiten eingeschätzt. Großen Zuspruch erhält zudem die Idee der Künstler, den Besuchern des Erinnerungsortes nicht nur mit Hilfe von Informationstafeln von den NSU-Opfern zu erzählen.
Auf der Stahlkonstruktion sind QR-Codes angebracht, die auf eine Website weiterleiten. Auf dieser finden sich unter anderem Sprachauszeichnungen, in denen die Hinterbliebenen über die Ermordeten sprechen. »Wir wollen einen Ort schaffen, wo das Zuhören stattfinden kann«, so Kipper. Das sei in der Vergangenheit längst nicht ausreichend geschehen. Wie so vieles, was mit dem NSU zu tun hat.
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