- Kommentare
- China
Omikron sorgt für Lockerung
Chinas möglicher Abschied von No Covid
Es war Vize-Premierministerin Sun Chunlan überlassen, ein »neues Stadium der Pandemie« in China zu verkünden. Die Omikron-Variante des Coronavirus sei weniger pathogen, daher gebe es für den Staat nun neue Aufgaben.
Dies klingt nach dem Anfang vom Ende der No-Covid-Strategie. Zwar wird Chinas Führung das nicht explizit sagen und schon gar nicht eigene Fehler einräumen. Allzu viel Selbstkritik gab es ja auch in anderen Ländern nicht. Doch es ist bemerkenswert, dass Peking nur wenige Tage nach den mutigen Protesten auf die Forderungen der verunglimpften Demonstranten einzugehen scheint.
Eigentlich beugt sich Chinas Führung lediglich den Realitäten. Nicht mehr haltbar ist eine Gesundheitsstrategie, die zu unerträglichen Härten für viele Menschen führt und gleichzeitig für alle sichtbar ihre Ziele verfehlt. Die No-Covid-Devise löst sich in Luft auf, wenn die Fallzahlen immer weiter steigen. Die Omikron-Varianten sind einfach zu schnell und zu clever für behördliche Eindämmungsstrategien.
Bei der Umkehr dürfte auch die Expertise chinesischer Wissenschaftler eine Rolle gespielt haben. Diese wird beim Erstellen neuer Maßnahmen erst recht gebraucht: Lockerungen bergen eine erhebliche Gefahr, da in der besonders vulnerablen Gruppe der über 80-Jährigen nur 40 Prozent eine Booster-Impfung haben. Die Behörden scheinen das Problem erkannt zu haben und kündigen eine erneute Impfkampagne an. Die Frage ist, ob sie in der Lage sind, nach Zwang und Überwachung jetzt Überzeugungsarbeit zu leisten.
Es bleibt abzuwarten, wie die neue Strategie aussehen wird. Ihr ist auf jeden Fall Erfolg zu wünschen – um der Bevölkerung die ersehnte Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.