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Kampfjets für die Junta
Myanmars Putschistenregime deckt sich bei ausländischen Partnern mit Waffen ein
Sechs Kampfjets der neuesten Generation vom Typ FTC2000 G soll China im Vormonat an Myanmar ausgeliefert haben. Es ist das jüngste Rüstungsgeschäft, mit dem das Putschistenregime von General Min Aung Hlaing, das am 1. Februar 2021 die gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi stürzte, seine militärischen Kräfte und vor allem Luftüberlegenheit ausbaut im Bürgerkrieg mit Rebellengruppen der ethnischen Minderheiten sowie den Volksverteidigungskräften (PDF). Die PDF sind die alternative Armee, die die Gegenregierung (NUG) ins Leben gerufen hatte. Ihre Kämpfer*innen sind frühere Lehrer, Krankenschwestern, IT-Experten und andere aus den Reihen der anfangs rein auf Demonstrationen setzenden zivilen Widerstandsbewegung, die sich nunmehr dem bewaffneten Kampf angeschlossen haben.
Das FTC2000 G, erst seit zwei Jahren in regulärer Produktion des chinesischen Herstellers, gilt als derzeit preisgünstigster Kampfjet auf dem Markt. Das Flugzeug bringt es auf 1470 Stundenkilometer (Mach 1,2) und eine Reichweite von 1650 Kilometern. Der Kauf, vermittelt von dem in Hongkong ansässigen Waffenhändler Naing Htut Aung, soll schon 2020 abgeschlossen worden sein. Im Juni dieses Jahres vermeldete das einheimische Nachrichtenportal The Irrawaddy, mehrere Kampfpiloten, Techniker und Beschaffungsmitarbeiter der myanmarischen Armee (Tatmadaw) seien zur Schulung in China. Nach einer technischen Überprüfung sollen die neuen Jets auf einer Luftwaffenbasis im Shan-Staat, einer der fünfzehn Verwaltungseinheiten Myanmars, stationiert werden.
China ist nicht das einzige Land, das Myanmars Junta mit Rüstungsgütern beliefert. Russland hatte im Juli zwei Suchoi-Kampfjets ausgeliefert, Anfang November sollen vier bis sechs weitere in Myanmar eingetroffen sein. Der Kauf dieser Flugzeuge war 2018 noch unter der Regierung Suu Kyi vereinbart worden; Russland liefert diese nun an das Putschistenregime. Verschiedene Quellen berichten zudem von neuen russischen Kampfhubschraubern in Diensten der Luftwaffe. Probleme hat diese aber mit den von einem chinesisch-pakistanischen Joint Venture produzierten Jets JF-17, die schrittweise seit 2018 geliefert werden. Die gesamte Flotte dieses Typs soll wegen technischer Probleme nicht einsatzfähig sein. Dafür halten sich derzeit laut Berichten zehn myanmarische Luftwaffenvertreter für ein vierwöchiges Training in Pakistan auf.
Am Boden befindet sich die Junta seit Monaten eher in der Defensive und kontrolliert nach Schätzungen der NUG wie unabhängiger Stellen nur noch 17 Prozent bis zu einem Drittel der Landfläche. In den letzten Tagen musste sie wieder deutliche Verluste hinnehmen. Allein 20 Soldaten seien am 3. Dezember bei einem ganztägigen Gefecht mit Rebellen der Karrenni Nationalities Defence Forces (KNDF) gefallen, so das Newsportal Mizzima. Dafür haben brutale Luftangriffe auf zivile Objekte – darunter mindestens eine Schule – in jüngerer Zeit zugenommen.
Während noch diese Woche sieben zum Tode verurteilten studentischen Demokratieaktivist*innen die Hinrichtung droht, haben am Dienstag Juntachef Min Aung Hlaing und Russlands Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Maxim Reschetnikow, sieben Verträge unterzeichnet. Allerdings unterstützen nicht nur China, Russland und Pakistan das Regime. Für Kritik in Deutschland sorgte die Enthüllung der Menschenrechtsgruppe Justice for Myanmar, wonach vor wenigen Tagen wieder myanmarische Regimevertreter in Singapur an einer Konferenz zu maritimer Sicherheit in Südasien teilnahmen. Es war bereits die dritte Veranstaltung einer Reihe, die von der Max-Planck-Stiftung für Internationalen Frieden und Rechtsstaatlichkeit in Heidelberg organisiert wird. Gegenüber der »Süddeutschen Zeitung«, die zusammen mit Justice for Myanmar den Fall geprüft hatte, redete sich das Auswärtige Amt als Geldgeber der Seminare damit heraus, zumindest sei »niemand auf der EU-Sanktionsliste« dabei gewesen.
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