Der Traum vom eigenen Hof

Existenzgründung in der Landwirtschaft ist mit hohen Hürden verbunden

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 4 Min.

Brandenburgs Landwirt*innen kommen in die Jahre – viele bald schon in die Rente. Fast ein Viertel der Betriebe sucht in den kommenden fünf Jahren eine Hofnachfolge, bis 2030 werden voraussichtlich 20 000 neue Fachkräfte gebraucht. Das geht aus einer Studie zum Fachkräftebedarf in der Landwirtschaft in Brandenburg im Auftrag des Landesarbeitsministeriums hervor.

Junge Menschen, die nachrücken und eigene Betriebe gründen wollen, gibt es genug, doch die Hürden sind hoch: Über 600 000 Euro und landwirtschaftliche Flächen sind nötig, die Renditeaussichten gering. Das hat zur Folge, »dass viele gar nicht erst gründen«, sagt Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg, zu Beginn der Podiumsdiskussion »Wir wollen ackern – landwirtschaftlichen Nachwuchs fördern« in der Hochschule für Nachaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE).

Drei junge Gründer*innen tauschten sich bei der Veranstaltung in der vergangenen Woche mit Politiker*innen über die Schwierigkeiten aus. Im Fokus steht dabei die Existenzgründungsprämie, die im kommenden Jahr in Brandenburg eingeführt werden soll. »Dabei handelt es sich um eine unternehmensgebundene Pauschale in Höhe von 75 000 Euro je Antragstellerin und Antragssteller«, erklärt Agrarminister Axel Vogel (Grüne). Damit sollen bis 2027 bis zu 100 Landwirt*innen unter 40 Jahren Investitionen finanzieren können, dazu kommen umfassende Beratungen.

In Sachsen-Anhalt gibt es diese Prämie bereits. Martin Zschoche, der 2019 im Südlichen Anhalt seinen Obst- und Gemüsebauernhof gründete, hat davon profitiert. »Der größte Benefit der Prämie war, dass ich eine Sicherheit gegenüber der Bank für Investitionen hatte«, sagt er. Doch die Antragstellung sei nicht einfach gewesen, da sein 20 Hektar umfassender Betrieb kleinteilig strukturiert ist und es dafür keine passenden Vorlagen gegeben habe. »Ich hatte Schwierigkeiten, klarzumachen, dass das Landwirtschaft ist«, kritisiert er und appelliert an Axel Vogel, bei der geplanten Förderung für Brandenburg auch solche kleineren Betriebe zu berücksichtigen.

Die zwei Brandenburger Junglandwirt*innen Maria Mundry (Schwarze Kuh in Kleßen-Görne) und Johann Gerdes (Beerfelder Hof in Steinhöfel) hätten sich eine solche Prämie für ihre Selbstständigkeit auch gewünscht. Mundry, um in gebrauchte Traktoren zu investieren. Eine bestehende Förderung der Investitionsbank des Landes Brandenburg sei nämlich immer an Neuanschaffungen gebunden. »Ich hätte mit der Prämie wahrscheinlich meine außerfamiliäre Betriebsübernahme ohne einen Investor aus eigener Kraft stemmen können«, sagt Gerdes. 100 000 Euro hatten ihm damals gefehlt.

Die Startbedingungen für inner- und außerfamiliäre Betriebsgründungen unterschieden sich enorm, erklärt Jobst Jungehülsing, Leiter des Referates Bodenmarkt im Bundeslandwirtschaftsministerium. Bei der Übernahme eines Betriebs innerhalb der eigenen Familie würden Werte von zwei bis zehn Millionen Euro mit übergeben werden. »Das bekommen Leute, die zwar gut ausgebildet sind, aber nicht aus dem Sektor kommen, nicht«, sagt er. Deshalb brauche es auf beide Gruppen zugeschnittene Förderungen und Beratungen.

Marianne Nobelmann, Beraterin für Hofnachfolge und Dozentin an der HNEE, hält außerfamiliäre Übernahmen für eine große Chance für die Landwirtschaft. Oft scheitere das aber an zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, weshalb auch dafür gezielte Beratung notwendig sei. Auch schlägt sie neue Ausbildungsformate vor. So plane die HNEE einen dualen Studiengang, in dem Praxiserfahrungen in landwirtschaftlichen Unternehmen gesammelt werden können.

Schließlich gehören zur Selbstständigkeit auch die entsprechenden landwirtschaftlichen Flächen, die unter anderem von der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH verpachtet werden – allerdings zu Preisen, die oft über dem lägen, was auf der Fläche erwirtschaftet werden kann, sagt Jobst Jungehülsing. Außerdem würden Ökobetriebe in Ausschreibungen bevorzugt, obwohl auch konventionelle Landwirtschaft Unterstützung brauche und nachhaltig sein könne.

Dass manche Konkurrenz bei der Vergabe zu unfairen Mitteln greife, können Maria Mundry und Johann Gerdes berichten. So habe der Gewinner einer Pacht-Ausschreibung wohl nur zum Zeitpunkt der Ausschreibung ein Ökozertifikat gehabt – danach aber nicht mehr. Teilweise würden auch Unternehmen mitbieten, bei denen es sich gar nicht um Agrarbetriebe handle und die die Gesetze umgingen. Die geplante Existenzgründungsprämie wird zwar positiv aufgenommen – alle Hindernisse werden damit aber wohl nicht beseitigt sein.

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