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Eine teure Folgen der Zinswende
Die Zinsen für Dispokredite steigen deutlich
Das Leben auf Pump wird noch teurer. Seit Sommer legen die Dispozinsen wieder zu. In der Spitze verteuerten sich die Konditionen um etwa 20 Prozent und weitere Erhöhungen kündigen sich an. Noch im Mai verlangten Banken im Schnitt »nur« 9,25 Prozent für die Überziehung des Girokontos, so eine Stichprobe der Zeitschrift »Finanztest« der Stiftung Warentest. Bei 99 Kontomodellen war der Zins nicht höher als 8 Prozent. Eine Grenze, die Verbraucherschützer noch für akzeptabel halten. Bis Mitte November stieg der Zinssatz dann aber auf durchschnittlich 9,89 Prozent. Lediglich 69 von insgesamt rund 440 Modellen wiesen nicht mehr als 8 Prozent auf, im teuersten Fall lag der Zinssatz bei 13,92 Prozent.
Der sogenannte Dispositionskredit ist eine mit der Bank vereinbarte Einräumung eines Kreditrahmens auf dem Girokonto. Auf diesen Kredit kann der Kunde nach Belieben zugreifen. Üblicherweise erhalten ausschließlich Kunden einen Dispo, die über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. Bei entsprechendem Geldeingang gewährt die Bank oder Sparkasse ohne besonderen Antrag einen Dispo in Höhe von bis zu drei Monatsgehältern.
»Für kurzfristige Engpässe kann das sinnvoll sein«, heißt es bei den Verbraucherzentralen. Da der Kunde selbst darauf achten muss, den Kredit wieder zurückzuführen, sollte er »viel Disziplin aufbringen, um den Dispo zu tilgen«. Teuer war der Dispo schon immer. Auch vor der Zinswende der Europäischen Zentralbank im Juli, als die EZB erstmals nach einem Jahrzehnt ihren Leitzins wieder erhöhte, lag der Dispo-Zins durchschnittlich bei 9 Prozent. Seither erhöhen Banken und Sparkassen ihre Zinssätze. Der Preis für einen dreijährigen Ratenkredit stieg im Schnitt von 3,5 auf 5,8 Prozent. Deutlich teurer wurden auch Baufinanzierungen, Hypothekendarlehen und die Girokonto-Gebühren Auch die »geduldete Überziehung« kostet extra. Hierbei handelt es sich um den Betrag, der über den vereinbarten Dispo-Rahmen hinaus von der Bank oder Sparkasse als Überziehung geduldet wird. Hier verlangt der teuerste Anbieter 16,7 Prozent.
Häufig wird der Dispozins an ein Referenzzinssystem gekoppelt. Tatsächlich orientieren sich Finanzdienstleister an bestimmten, meist internationalen Zinssätzen wie den Euribor. Dieser ist seit Sommer vom Minuswert auf über 1,8 Prozent gestiegen (Stand 22. November 2022). Verbindlich sind solche Vergleichsmaßstäbe allerdings nicht. Über ihre Zinsanpassungen können Banken und Sparkassen entsprechend ihrer eigenen Geschäftsbedingungen frei entscheiden.
Gerade Verbraucher profitierten vom wettbewerbsorientierten deutschen Bankenmarkt, betont die Deutsche Kreditwirtschaft, der Dachverband der fünf großen Bankenverbände. Dank eines großen Angebotes hätten es Bankkunden selbst in der Hand, wo und zu welchen Konditionen sie einen Dispokredit nutzen wollen.
Finanzpolitiker fordern, die Höhe der Dispozinsen zu begrenzen. Grundsätzlich sei es notwendig, »Dispozinsen gesetzlich zu deckeln«, sagt Stefan Schmidt (Grüne). Auch Christian Görke, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke, fordert einen Zinsdeckel: »Astronomische Dispozinsen schneiden den Kunden die Luft zum Atmen ab.« Fast ein Drittel der Deutschen habe kaum Rücklagen.
Wer dann in den Dispo rutsche, werde mit zweistelligen Zinssätzen »gemolken«. Mehr als 5 Prozent über dem EZB-Leitzins von 2,0 Prozent seien nicht zu rechtfertigen. Sparkassen und Banken sollten verpflichtet werden, Kunden im Dauer-Dispo günstigere Alternativen anzubieten, meint Görke. Die Deutsche Kreditwirtschaft lehnt eine Deckelung der Dispozinsen jedoch ab. Das würde den Wettbewerb zwischen den Instituten deckeln. Tatsächlich ist die Spanne zwischen günstigen und kostspieligen Banken und Sparkassen zwischen 3 und 14 Prozent sehr weit. Verbraucher sind also gut beraten, bei der Wahl ihres Girokontos genau auf die Konditionen zu achten.
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