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Menschen bewerten Integration immer positiver
Integration gelingt im persönlichen Kontakt. Diskriminierung in Schule und Arbeitsmarkt
»Die deutsche Einwanderungsgesellschaft beweist sich als integrationserfahren und krisenresistent.« Für Petra Bendel, Vorsitzende des Sachverständigenrats für Migration (SVR), ist das das zentrale Ergebnis des aktuellen Integrationsbarometers. Trotz multipler Krisen wie Ukraine-Krieg, Inflation und Corona-Pandemie bewerten die Menschen in Deutschland das »Integrationsklima« überwiegend positiv. Und zwar Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte gleichermaßen. Der Integrationsklima-Index erreichte mit 68,5 Punkten den höchsten Wert seit Erhebungsbeginn im Jahr 2015. Während die Fluchtbewegungen 2015 besonders in Ostdeutschland zu einer deutlichen Verschlechterung der Einstellungen zu Migration geführt hatten, nähern sich die Werte zwischen Ost und West nun wieder an.
Der Integrationsklima-Index bildet persönliche Wahrnehmungen, Einschätzungen und Einstellungen der Bevölkerung mit und ohne Migrationsgeschichte in den Bereichen Arbeit, Bildung, soziale Beziehungen und Nachbarschaft in Bezug auf migrations- und integrationspolitische Themen ab. Der Sachverständigenrat führt die Untersuchung zum Integrationsbarometer alle zwei Jahre durch. 2021 und 2022 wurden rund 15 000 Personen bundesweit befragt. Bendel betont, wie wichtig persönliche Kontakte sind: »Über 90 Prozent der Befragten bewerten ihren persönlichen Kontakt zu Menschen unterschiedlicher Herkunft als außerordentlich positiv«, sagt Bendel. Unterschiede in der Wahrnehmung des Integrationsklimas ergeben sich aufgrund sozialer Merkmale der Befragten wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau.
Einen wesentlichen negativen Einfluss auf die Bewertung des Integrationsklimas haben Rassismus und Diskriminierungserfahrungen der Befragten, wobei Rassismus von den Studienmacher*innen nicht benannt wird. Jede fünfte Person mit einer Familiengeschichte aus der Türkei benennt starke Diskriminierungserfahrungen. Gleichbehandlung bei der Arbeit und in der Schule sehen viele Menschen in Deutschland unabhängig von ihrer Herkunft nicht als gegeben: Ein knappes Drittel der Befragten geht von Diskriminierung in der Schule aus. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Auffassung, dass Personen mit Migrationsgeschichte auf dem Arbeitsmarkt nicht gleichbehandelt werden. Besonders schlecht schätzen das Befragte mit einer Familiengeschichte in der Türkei ein, zwei Drittel dieser Gruppe sind dieser Meinung.
Hinsichtlich der politischen Teilhabe zeigt die Befragung: Deutsche Staatsangehörige mit Zuwanderungsgeschichte nehmen ihr Wahlrecht deutlich seltener wahr, auch wenn sie freie und faire Wahlen grundsätzlich als genauso wichtig erachten wie Personen ohne Migrationsgeschichte. Hier sehen die Sachverständigen auch die Parteien in der Pflicht.
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