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Schrecken ohne Ende: Die Fifa unter Gianni Infantino
Die Fußball-WM in Katar zeigt, dass der Weltverband boykottiert werden muss, meint Alexander Ludewig
Ein bezeichnenderes Ende konnte das oft als Weltmeisterschaft der Widersprüche titulierte Turnier in Katar kaum finden. Das Finale zwischen Argentinien und Frankreich bot beeindruckenden Fußball. Die Abschlussshow aber hätte zynischer nicht beginnen können: »What a wonderful world« schallte durch das Lusail-Stadion. Wunderbar ist vielleicht die Welt des Fifa-Präsidenten Gianni Infantino – das Leben von homosexuellen Menschen, vielen Frauen oder Gastarbeitern im Emirat ist es nicht. Nicht wenige haben für das vierwöchige kommerzielle Spektakel mit ihrem Leben bezahlt.
Infantino spricht dennoch von der »besten WM aller Zeiten«. Weil das Turnier an seinem Wohnsitz Katar dem Weltverband einen Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro bescherte. Hoffnung auf wirklich Gutes gibt es nicht. Trotz des finanziellen Rekordergebnisses weigert sich die Fifa, ihrer – in Worten festgeschriebenen – Verantwortung gerecht zu werden. Mit Blick auf Ausbeutung und die Toten auf Katars Baustellen zog Amnesty International eine traurige WM-Bilanz: »Auf beschämende Weise widersetzen sich die Fifa und die katarische Regierung bislang, den betroffenen Arbeiter*innen die ihnen zustehende Entschädigung zukommen zu lassen.«
Ein Argument, das Gianni Infantino und alle jene stets bemühen, die finanziell von der Fifa oder katarischen Investitionen profitieren, erneuerte Hassan al-Thawadi am Finaltag. Die Weltmeisterschaft habe viele Reformen beschleunigt, sagte Katars WM-Cheforganisator. Das mag erst mal stimmen. Entscheidend aber ist, was nach dem Turnier in Katar passiert. Thomas Beschorner ist skeptisch. Es gebe keine wissenschaftlichen Belege, dass sportliche Großveranstaltungen zu Verbesserungen führen, weiß der Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik in St. Gallen: »Sie dienen nicht selten zur Stabilisierung und weltweiten Geltung von Unrechtsregimen. Demokratisierungen und Liberalisierungen finden de facto nicht statt.« Das jüngste Beispiel ist das kriegstreibende Russland als Olympia-Gastgeber 2014 und Ausrichter der Fußball-WM 2018.
Was bleibt also von dieser WM? Von allen Boykottaufrufen ist der gegen die Fifa der wirksamste. Diese Möglichkeit brachte sogar schon der dänische Fußballverband ins Gespräch – braucht dafür neben skandinavischen Befürwortern aber starke Verbündete. In England wird darüber nachgedacht. Vielleicht wagt ja auch der DFB mehr als nur kritische Worte. Wichtig wäre es, denn der Schrecken des rücksichtslosen Gigantismus nimmt kein Ende. Bei der WM 2026 mit 48 statt bislang 32 Nationen will der Weltverband mehr als zehn Milliarden Euro verdienen. Und bei der Klub-WM lässt die Fifa ab 2025 nicht mehr nur sieben Teams, sondern 32 gegeneinander spielen.
Lesen Sie alle unsere Beiträge zur Fußball-WM in Katar unter: dasnd.de/katar
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