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Russland glaubt weiter an den Sieg
Kremlchef und Verteidigungsminister wollen die Ukraine im kommenden Jahr mit moderneren Waffen angreifen
Russlands Führung erteilt Hoffnungen auf ein Ende des Krieges gegen die Ukraine eine Abfuhr. Bei einer gemeinsamen Rede mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer erweiterten Sitzung des Verteidigungsministeriums am Mittwoch zeigte sich Präsident Wladimir Putin überzeugt, dass seine geplante Eroberung des Nachbarlandes erfolgreich sein wird. »Ich bin sicher, dass wir Schritt für Schritt alle unsere Ziele erreichen«, sagte Putin. »Die Aufgabe für 2023 lautet, die ›Sonderoperation‹ bis zu ihrem Abschluss fortzusetzen«, legte Verteidigungsminister Schoigu nach.
Putin, der Russen und Ukrainer erneut als »Brüdervolker« bezeichnete, nannte den Krieg eine »gemeinsame Tragödie«, an der Russland jedoch nicht die Schuld trage. Auch der Tod der Soldaten in der Ukraine sei für ihn eine Tragödie, meinte Putin, die aber »besser heute als morgen« stattfinden soll. Russlands Soldaten forderte er dazu auf, wie im Vaterländischen Krieg 1812 gegen Napoleon sowie im Ersten und Zweiten Weltkrieg zu kämpfen.
Trotz aller bisherigen Misserfolge sieht der Kremlchef sein Land gut aufgestellt für den Krieg. Während seiner Meinung nach dem Nachbarn (der Ukraine) außer »Almosen« nichts bleiben werde, verfüge Russland über eigene Technologien, die es auch einsetzen werde, so Putin vor den Militärs. Zugleich forderte er ein höheres Tempo bei der Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte. Als Beispiel nannte der Kremlchef den Einsatz von Drohnen. Das gilt bisher als ein Schwachpunkt der russischen Streitkräfte. Drohnen müssten auf allen Ebenen der Kampfführung verfügbar sein, sagte Putin. »Jeder Soldat muss die Möglichkeit haben, Informationen von Drohnen zu bekommen.«
Für die weitere Aufrüstung der Armee gebe es »keine finanziellen Beschränkungen«, betonte der Kremlchef. Ausgebaut werden soll auch die Kampfbereitschaft der Atomstreitkräfte. Anfang Januar werde die Fregatte »Admiral Gorschkow« der russischen Marine zudem über die neue Hyperschall-Rakete »Zirkon« verfügen, so Putin. Die Rakete gehört wie die Atomrakete »Sarmat« zu einer Reihe neuer Waffen, die Russland in den vergangenen Jahren entwickelt hatte. Insbesondere »Sarmat« ist ein großer Hoffnungsträger der Kriegsbefürworter in Russland, die damit auch der Nato drohen wollen. Schoigu bekräftigte, dass im kommenden Jahr zudem drei Langstreckenbomber, fünf U-Boote und zwölf Kriegsschiffe in Betrieb gehen sollen. Russland wisse sich gegen gegen die »Bedrohung durch die Nato« zu verteidigen, sagte Putin und betonte, dass das Land nicht, wie früher die Sowjetunion, totgerüstet werden soll. Vielmehr solle die Armee von den Taktiken der Nato lernen und das Wissen über das westliche Kriegsbündnis für den Aufbau der russischen Streitkräfte nutzen.
Schoigu erklärte erneut, dass die Teilmobilmachung für das Erreichen der Invasionsziele in der Ukraine notwendig gewesen sei. Knapp die Hälfte der zwangseingezogenen Männer durchlaufe momentan ihre militärische Vorbereitung, hieß es auf der Sitzung. Russland Verteidigungsminister sprach von Problemen bei der Mobilmachung und versprach eine Modernisierung der Wehrämter.
Schoigu schlug außerdem vor, die Streitkräfte auf 1,5 Millionen Soldaten aufzustocken, darunter 695 000 Zeitsoldaten, und blieb damit unter der Forderung, die Putin im August aufgestellt hatte. Damals hatte der Kreml-Chef eine Sollstärke von knapp über 2 Millionen Soldaten ausgegeben, darunter 1,15 Millionen Wehrpflichtige. Nach Experteneinschätzungen hatte die russische Armee zu Beginn des Krieges in der Ukraine 750 000 Mann unter Waffen. Russlands Streitkräfte würden nach Schoigus Plänen demnach verdoppelt. Analysten wiesen im Anschluss an die Rede darauf hin, dass dafür bisher jegliche rechtliche Grundlage fehle und möglicherweise doch eine zweite Mobilisierungswelle bevorsteht. Noch kurz vor der Sitzung hatte die Sprecherin des Föderationsrats, Walentina Matwijenko, behauptet, die Mobilmachung sei abgeschlossen.
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