- Politik
- Udo Witschas
Antichristlich
Bautzens Landrat Udo Witschas bedient Vorurteile gegen Flüchtlinge
Im Zentrum der biblischen Weihnachtsgeschichte stehen Menschen, die Zuflucht suchen: Maria und Josef, die in Bethlehem keine Herberge finden. Für Christen geht es in der Geschichte um Barmherzigkeit. Udo Witschas gehört einer Partei an, die sich »christlich« nennt. Ein Video, das der Landrat von Bautzen kurz vorm Fest veröffentlichte, wird dennoch als »Weihnachtsbotschaft aus der Hölle« gedeutet.
Witschas äußert sich zum Umgang mit Flüchtlingen, nachdem der Kreistag kürzlich die Errichtung eines dritten großen Heims in Hoyerswerda ablehnte. Der Landrat erklärt im Gegenzug, er wolle nicht Turnhallen belegen und den Freizeitsport »für diese Asylpolitik bluten lassen«. Auch dezentrale Unterbringung komme nicht in Frage: Man werde Menschen, die »unsere Kultur, unsere Regularien nicht kennen«, nicht in Mehrfamilienhäusern unterbringen und »die Gefährdung des sozialen Friedens in Kauf nehmen«.
Die ressentimentgeladene Ansprache sorgte für Entsetzen. Die Bundespartei distanzierte sich »mit Nachdruck«. Der CDU-Bundesvize und sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer beharrte indes, Witschas´ Äußerung sei »aus dem Kontext gerissen«. Sachsens Ausländerbeauftragter Geert Mackenroth (CDU) wiederum erklärt, sie sei sachlich falsch: Die Unterbringung in Wohnungen fördere Integration. Er warf Witschas vor, »populistisches Gedankengut« zu verstärken.
Das überrascht nicht. Witschas ist ein Rechtsausleger in der CDU. Als Vizelandrat tauschte er sich einst mit dem damaligen NPD-Kreischef über den Umgang mit Flüchtlingen aus. Anfang 2022 redete er auf einer Querdenker-Demo. Mancher vermutet, er bereite ein Bündnis mit der AfD nach der Kommunalwahl 2024 vor. Kürzlich stimmten er und viele CDU-Kreisräte für einen AfD-Antrag. Die Empörung in der CDU kann Witschas aussitzen. Er wurde im Juli für sieben Jahre gewählt und kann notfalls auch ohne Parteibuch amtieren – oder mit einem anderen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.