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Warum gibt es Silvester Sekt?

Früher galt Sekt als Luxusgut. Man nimmt etwas Besseres, um auf das neue Jahr anzustoßen

Warum trinkt man eigentlich zu Silvester immer Sekt?

Das hängt vermutlich mit der Geschichte des Getränks als früherem Luxusgut zusammen. Man nimmt etwas Besseres, um auf das neue Jahr anzustoßen.

Wann war Sekt denn Luxus?

Vor über hundert Jahren, im Kaiserreich. Bevor mit der Tankgärung Schaumwein relativ preisgünstig als Massenprodukt machbar wurde. Vorher gab es nur Flaschengärung. Die ist aufwendiger und teurer.

So wie beim Champagner.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hieß Sekt in Deutschland auch oft Champagner. Das beendete erst der Versailler Vertrag. Da hat sich Frankreich diese Bezeichnung reserviert.

Dass Champagner nur aus der Champagne stammen darf.

Ja, und Cognac nur aus der Gegend um Cognac. Früher hieß Weinbrand in Deutschland auch Kognac. Nur in der Sowjetunion, die den Versailler Vertrag ja nicht unterschrieben hat, gab es noch lange Weinbrand, der als Konjak bezeichnet wurde. Und der Sekt von der Krim wurde »Schampanskoje« geheißen, bis irgendwann ein bilaterales Abkommen mit Frankreich abgeschlossen wurde und Krimsekt nur noch als »Krimskoje igristoje« exportiert wurde. Allerdings ist die Bezeichnung »Schampanskoje« in Russland seit Anfang 2022 russischem Sekt vorbehalten.

Warum steigt einem der Sekt schneller zu Kopf? Liegt das an der Kohlensäure?

Die Kohlensäure hilft dem Alkohol tatsächlich ein bisschen auf die Sprünge. In Sekt ist ja meist sogar etwas weniger Alkohol als in Wein. Was auch damit zusammenhängt, dass bei der zweiten Gärung ein Teil des vorhandenen Zuckers nicht in Alkohol, sondern in Kohlendioxid umgewandelt wird.

Und trinkst du Sekt?

Nur mal ein Glas zu Silvester. Ich finde einen ordentlichen Weißwein wesentlich ansprechender. Wobei ich die gehobeneren Champagner nie probiert habe. Die gehen ja richtig ins Geld. Was Mr. Bond in seinen Filmen trinkt, ist durchaus im 100-Euro-Bereich, mindestens.

Aber trinkt die Preisfüchsin oder der Preisfuchs nicht einen Crémant?

Warum nicht? Aber auch da gilt: Du kannst einen guten oder einen mäßigen erwischen. Der Crémant entsteht wie Champagner in traditioneller Flaschengärung, die Bezeichnung ist auch in Deutschland inzwischen für Winzersekte zulässig. Aber wie bei guten Weinen macht es sich schon bemerkbar, wo die Trauben gewachsen sind. Und die Champagne hat nun spezielle Böden mit ziemlich viel Kreide und drüber Humus. In anderen Weinbaugebieten hast du mehr Geröll, teils Schiefer wie an der Mosel oder auch Sandstein und in Frankreich vielfach Kalkstein. Die geologische Platte, die die Champagne auszeichnet, geht weiter bis nach Südengland. Und im Zuge des Klimawandels sind die offenbar dort inzwischen auch in der Lage, Sekte herzustellen, die mit Champagner konkurrieren können.

Wirklich?

Wenn in Cornwall sogar Palmen gedeihen, warum sollte da das Klima nicht für ordentliche Weine genügen? Das Wort »Schaumwein« verdanken wir übrigens Johann Gottfried Herder, der das französische »vin mousseux« übersetzte. Vom französischen »Mousse« für Moos beziehungsweise Schaum. Der »Sekt« wiederum kam durch ein Missverständnis bei der Übersetzung von Shakespeare ins Deutsche. Und die meisten Leute bei uns sagen natürlich Sekt und manchmal auch Schampus statt Schaumwein.

Und für den gibt es eine Extrasteuer.

Ja, seit Kaisers Zeiten. Die Schaumweinsteuer wurde zur Finanzierung der Kriegsflotte eingeführt und nie wieder abgeschafft.

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