Zäsur in Brasília

Peter Steiniger zum Sturm auf Symbole der Demokratie in Brasilien

Fanatische Anhänger des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro haben bei ihren Protesten gegen die Regierung von Lula da Silva die Schwelle zur Gewalt endgültig überschritten: Die brasilianische Hauptstadt erlebte am Sonntag einen beispiellosen Angriff auf die wichtigsten Symbole der Republik. 

Die Bilder der in den Nationalfarben gekleideten Eindringlinge und ihres Vandalismus erinnern nicht zufällig an den Kapitol-Sturm in Washington vor fast auf den Tag genau zwei Jahren. Hoch drei: Neben dem Kongress wurden mit dem Obersten Gericht und dem Sitz des Präsidenten die Institutionen attackiert, die Brasiliens Demokratie verkörpern und im Feindbild der Bolsonaristen eine zentrale Rolle spielen. Ideologisch sind sie mit den Trump-Anhängern eng verwandt. Zwar wäscht Bolsonaro derzeit im fernen Florida seine Hände in Unschuld. Doch wie sein Vorbild hat er mit der Lüge von der gestohlenen Wahl einen Mob mobilisiert, der seit Wochen nach einem Putsch des Militärs ruft. Und es sind Bolsonaros digitale Milizen, die mit ihren Fake News die Parallelwelt der nationalistischen Wutbürger formen. 

Der Spuk kam nicht aus dem Nichts. Mit Bussen waren Tausende rechtsextreme Demonstranten mit klarer Absicht in die Hauptstadt gekarrt worden. Deren Sicherheitskräfte – keineswegs zimperlich, wenn es um soziale Proteste geht – schützten die wichtigsten Einrichtungen des Staates nur halbherzig. Politisch verantwortlich dafür ist Brasílias jetzt suspendierter Gouverneur Rocha, ein Bolsonaro-Unterstützer. Der Rückhalt für Putschismus in der Öffentlichkeit ist begrenzt, auch konservative Medien empören sich über die Randale. Für die Faschisten sind die Bilder aus Brasília Trophäen. Um das Feuer ganz auszutreten, müssen Hinterleute und Finanziers ihrer Bewegung ins Visier genommen werden. 

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.