Werbung

Der Bruch wird ausbleiben

Aert van Riel zum Konflikt zwischen Grünen und Klimabewegung

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die internen Konflikte bei den Grünen werden wegen der Räumung des Dorfes Lützerath heftig ausgetragen. In Teilen der Parteibasis gibt es viel Wut, weil die Grünen keine sonderlich ambitionierte Umwelt- und Klimapolitik betreiben und stattdessen verantwortlich sind für die Abbaggerung im Rheinischen Braunkohlerevier. Allerdings wird sich die Partei nicht selbst zerfleischen. Wichtige Personen der Klimabewegung wie Luisa Neubauer lassen sich zwar öffentlichkeitswirksam von der Polizei in Lützerath wegtragen, würden aber nicht auf die Idee kommen, die Grünen zu verlassen.

Das hat mehrere Gründe. Die Partei ist inzwischen ein großer Apparat mit mehr als 125 000 Mitgliedern. Ihre wichtigsten Vertreter treffen Entscheidungen, die große Auswirkungen auf die Zukunft der Bundesrepublik haben. Bei den Grünen laufen dieselben Spiele ab wie seit Jahren in der SPD. Vor allem die jüngeren Mitglieder stellen weitergehende Forderungen, als sie von den Regierungspolitikern gewollt sind. Diese sind eher darauf bedacht, Kompromisse mit Koalitionspartnern und Konzernen zu schließen. Vertreter der Basis wollen gehört werden, Druck auf das eigene Establishment ausüben und eines Tages, wenn der jugendliche Idealismus verflogen ist und sie nicht über die Stränge schlagen, selber dazugehören.

Diejenigen unter den Aktivisten, denen ein solches taktisches Denken fremd ist, haben Schwierigkeiten, eine Alternative zu den Grünen zu finden. Die Klimaliste will zwar ein Auffangbecken für sie sein. Sie ist aber bislang politisch bedeutungslos geblieben. So geht es allen Kleinparteien, denen es nicht gelingt, sich thematisch breiter aufzustellen.

Hoffnungen, dass die jungen Klimaschützer zu ihnen überlaufen, macht sich auch ein Teil der Linkspartei. Es ist ehrenwert, dass ihre Politiker in Lützerath präsent sind und die Partei in ihren Programmen schreibt, dass Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zusammengehören. Aber es besteht kein Konsens in der Linkspartei zum Tempo beim Umbau von Industrie und Energieversorgung. Außerdem muss man feststellen, dass sie den klimaschutzpolitischen Praxistest während ihrer Regierungszeit im Braunkohleland Brandenburg nicht bestanden hat.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -