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- Schäden durch Hochhausbau in Berlin
U2 am Alexanderplatz: Kann ja mal passieren
Das Sanierungskonzept für die U2 liegt vor, bis Ende August soll der abgesackte Tunnel angehoben werden
Er sei der Erste gewesen, der am Montagmorgen da gewesen wäre, weil er pünktlich mit der U2 angekommen sei, sagt Daniel Frey, Geschäftsführer von Covivio Deutschland. Berlin sei für den Immobilienkonzern in ganz Europa die wichtigste Stadt. »Für uns dreht sich alles um Hotels, Büros und Wohnen.« Man habe sich den Alexanderplatz extra wegen seiner Infrastruktur ausgesucht. Auch seine Kinder würden die U2 nutzen.
Doch genau so ein »Mixed-Used-Projekt«, das am Alexanderplatz zukünftig mit zwei Türmen 130 Meter in den Himmel ragen soll, hat vergangenes Jahr den Tunnel der U2 absacken lassen. Seit Oktober verkehrt die U-Bahn Richtung Pankow am Alex nun eingleisig. Man habe Verständnis, dass das ein »riesiger Mist« ist; könne mit der BVG »mitfühlen«; wisse, es dauere allen viel zu lange; wolle es aber »ordentlich machen«. »Es wird klappen«, sagt Frey am Montag bei der Vorstellung des Sanierungskonzepts für den U-Bahn-Tunnel.
Im März soll die Sanierung beginnen, bis Ende August soll der U-Bahn-Tunnel durch ein Injektionsverfahren angehoben werden. In dem »technisch sehr komplexen« Verfahren sollen von der Baugrube des Covivio-Hochhauses aus Lanzen in den Untergrund unter dem Tunnel gebohrt werden, wodurch Zement zur Anhebung des Tunnels injiziert werden könne. Um wiederum den Druck durch die Hebung auszugleichen, würden vorerst »Litzenanker« in den Untergrund eingebracht werden, im weiteren Bauverlauf könne das Covivio Hochhaus den Druck im Untergrund dann selbst ausgleichen. »Es gibt Referenzen für das Verfahren, aber im deutlich kleineren Maßstab«, sagt Andreas Tichay, Projektverantwortlicher bei Covivio.
Zuletzt gab es einigen Streit über die Einreichung der für die Sanierung benötigten Unterlagen. Am Montag hält Mittes Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) dann das Deckblatt der infrage stehenden Dokumente in die Höhe. »Hier sind sie.« Man wolle jetzt das Instandsetzungskonzept so »schnell wie möglich und so sorgfältig wie nötig« prüfen, ergänzt Mobilitätsstaatssekretärin Meike Niedbal (Grüne). Mehrere Stellen sind an dem Verfahren beteiligt: das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks, die Wasserbehörde des Landes und nicht zuletzt die Technische Aufsichtsbehörde in der Senatsverwaltung für die Genehmigung der Hebungsarbeiten. »Seit Anbeginn des Schadensfalles wird sehr konstruktiv und zugewandt an einer Lösung gearbeitet«, berichtet Gothe.
Knapp unter zehn Millionen Euro werden für die Sanierung veranschlagt. »Die Schlussrechnung wird es am Ende geben«, sagt Niedbal. Sie stellt noch einmal klar: »Der Verursacher muss auch zahlen.« Um das zu klären, müsse aber die gutachterliche Ursachenanalyse abgeschlossen werden. Covivio-Geschäftsführer Frey sagt, es wäre »zu früh« zu sagen, wer der Verursacher sei. Momentan liege der Fokus ohnehin auf den nun erforderlichen Maßnahmen.
Dass nun saniert werden kann, bevor abschließend geklärt ist, wer Verursacher des Schadens ist, liegt an der nachbarschaftlichen Vereinbarung, die Covivio und die BVG geschlossen haben. »Künftig müssen wir bei allen weiteren Bauprojekten mit Risiken für die öffentliche Infrastruktur im Vorfeld auf eine nachbarschaftliche Vereinbarung bestehen«, sagt Staatssekretärin Niedbal, die davon ausgeht, dass das Unternehmen die Kosten auch übernehmen werde, weil es schließlich mit seinem Bau vorankommen will. »Covivio wollte nicht nur eine Baugrube bauen sondern ein Gebäude.«
Seit der Havarie sind Stimmen lauter geworden, die infrage stellen, ob es grundsätzlich eine gute Idee ist, den Bau von Hochhäusern in der Nähe der Verkehrsinfrastruktur zu genehmigen. Für ein anderes, seit Langem geplantes Hochhaus am Alexanderplatz musste beispielsweise der Investor Hines der BVG zusichern, die Sanierung des Tunnels der U5 zu bezahlen. In allen »urstromzeitlichen Niederungen«, wo große Städte entstanden sind, hätte man mit dem Untergrund zu kämpfen, es sei keine »alleinige Spezialität« des Alexanderplatzes oder Berlins, erklärt Mittes Bezirksstadtrat Gothe. »Kies, Sand und Moorlinsen: Es ist immer mit einem gewissen Risiko behaftet, da in die Tiefe zu gehen.«
Man solle deshalb aber nicht den Kopf in den Sand stecken. »Nur wegen des Baugrunds können wir nicht die ganze Stadt in den Dornröschenschlaf legen«, sagte Covivio-Geschäftsführer Frey. Soll heißen: So etwas passiert eben, der Schaden kann ja wieder repariert werden. Das Problem ist allerdings, dass selbst bei einer erfolgreichen Sanierung bis Ende August die Fahrgäste dann für fast elf Monate mit den Einschränkungen auf der U2 leben mussten. Denn zwischen Senefelderplatz und Alexanderplatz verkehrt die U-Bahn nur noch eingleisig im 15-Minuten-Takt und pendelt zwischen den Bahnhöfen.
Für jeden Tag, an dem man nicht fahren könne, müsse Covivio entsprechend der nachbarschaftlichen Vereinbarung auch eine Vertragsstrafe zahlen. »Das tut schon richtig weh«, sagt BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt. Er erklärt, dass seitdem die Nutzung der U2 abgenommen habe, man stattdessen bei der Straßenbahn M1 eine hohe Auslastung sehe. Deshalb wolle man ab April den Takt bei der Tram auch verkürzen. Während der Sanierung soll die U2 wie derzeit auch mit der »einen oder anderen Sperrpause« weiterfahren.
Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbands Igeb, ist weiterhin skeptisch. Er hoffe zwar, dass es nicht auch bei der U5 durch die Arbeiten zu Einschränkungen kommt. Dass es von Covivio aber heißt, man könne die Stadt nicht in einen Dornröschenschlaf legen, nur weil der Baugrund Probleme macht, hält er für vermessen. »Hochhäuser sind nicht so wichtig wie die Verkehrsadern.«
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