Was wie New York aussieht, ist manchmal Babelsberg

Filmbranche der Hauptstadtregion erhofft sich bessere Förderbedingungen und höhere Zuschüsse

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit 98 Film- und Fernsehproduktionen hat sich die Branche in Brandenburg im vergangenen Jahr erneut selbst übertroffen. 14 Produktionen konnten sich über Fördermittel des Landes freuen, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer am Montag, als die Bilanz der Filmförderung wie üblich im Vorfeld der Filmfestspiele »Berlinale« in der Potsdamer Staatskanzlei präsentierte.

Mit dabei ist der für sechs Oscars nominierte Film »Tàr« mit Cate Blanchett in der Hauptrolle, der am 23. Februar in den deutschen Kinos startet. Der Streifen wurde hauptsächlich in Berlin und Brandenburg gedreht, aber auch in Dresden mit den dortigen Philharmonikern, in den USA und in Asien. Staatssekretär Fischer sprach von vielen Drehorten, die sich bei den vom Land
geförderten Filmen über das gesamte Brandenburg verteilen.

Er gab eine Erhöhung der Förderung von rund neun Millionen Euro auf zehn Millionen bekannt. Den Löwenanteil von insgesamt 150 Millionen Euro Fördermitteln im Jahr habe aber der Bund gegeben, »wofür wir sehr dankbar sind«.

Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin des Filmboards Berlin-Brandenburg, legte dar, dass die regionale Filmförderung wesentlich besser dastehe als beispielsweise die von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Berlin und Brandenburg seien auf diesem Gebiet vergleichsweise erfolgreich. Den Zuspruch der Kinobesucher im Januar bezeichnete sie als »fantastisch«. Die Filmtechnik ist inzwischen sehr weit fortgeschritten und kann immer besser Illusionen erzeugen. »Nicht immer, wenn Sie mit dem Film in New York sind, sind Sie in New York«, sagte Niehuus. Die Szene könne auch in einem Babelsberger Studio gedreht sein. Die Geschäftsführerin erwähnte einen »Verdrängungswettbewerb«, der alle europäischen Filmstandorte zu enormen Aktivitäten anstachle. In den vergangenen Monaten sei fast keine Woche ohne Premiere vergangen. Völlig risikolos ist die Filmförderung für die Begünstigten nicht. »Ein solcher Film muss mindestens sechs Wochen in den Kinos bleiben, sonst muss die Förderung zurückgezahlt werden«, erläuterte Niehuus. Im Zuge der Corona-Einschränkungen sei das tatsächlich auch vorgekommen.

Als Standortvorteil der Hauptstadtregion erwähnte Niehuss, dass sehr viele Filmschaffende hier leben. Dennoch gebe es auch in dieser Branche einen Fachkräftemangel. »Es fehlen nicht die Schauspieler und die Produzenten«, sagte Uwe Schott, Geschäftsführer der Filmgesellschaft X-Filme. Aber gesucht werden technisches Personal wie Aufnahmeleiter, Beleuchter und Elektriker. Es gebe auch schon Projekte für »Seiteneinsteiger«.

Aus Sicht der Filmschaffenden muss die Filmförderung verändert und verbessert werden. Niehuus warb dafür, indem sie sagte, ein Euro Fördermittel ziehe sechs Euro Investitionen nach sich. Leider sei die für neun Oscars nominierte Neuverfilmung des Romans »Im Westen nichts Neues« nicht in Deutschland, sondern in Tschechien gedreht worden. Dort gebe es eine »automatische Förderung« für Filmproduktionen. Niehuus sprach sich für eine Reform der überkommenen deutschen Filmförderung aus, bei der ein garantierter Anteil der Kosten übernommen wird.

Ein großes Lob für die guten Arbeitsbedingungen in Brandenburg spendete Anton Kaiser, Mitproduzent des Films »Roter Himmel« von Regisseur Christian Petzold. In einem leerstehenden Forsthaus südlich von Berlin habe er 20 von 33 Drehtagen verbracht, nur zu den unmittelbar am Meer handelnden Szenen sei er mit seinem Team nach Mecklenburg-Vorpommern aufgebrochen. »Wir hatten auch bei uns Meeresrauschen – das war die Bundesstraße 96.« Die Herstellungskosten von »Roter Himmel« wurden zu zwölf Prozent vom Land gefördert, zu 50 Prozent vom Bund. Kinostart von »Roter Himmel« ist der 20. April.

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