Win-win-Situation mit Vorbehalt

Martin Ling über die Anwerbung von Fachkräften aus dem Süden

Für Entwicklungsministerin Svenja Schulze ist es sogar eine Win-win-win-Situation. In Deutschland mangelt es an Fachkräften, in Afrika kommen Jahr für Jahr 15 bis 20 Millionen junge Menschen neu auf den Arbeitsmarkt und treffen auf nur rund zwei Millionen formelle Jobs. Schließen Arbeitskräfte von dort die Lücke hierzulande, würden beide Seiten und die Arbeitsmigranten gewinnen, ein dreifaches Win also.

Dieser Ansatz ist nicht falsch, aber er greift zu kurz. Denn der mit Schulze gerade in Ghana weilende Arbeitsminister Hubertus Heil macht keinen Hehl daraus, worum es im Kern geht. »Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung für unser Land. Wir müssen alle Register im In- und Ausland ziehen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.«

Wegen der desaströsen Lage in Afrika ist die Ausweitung der regulären Arbeitsmigration, wie von Schulze und Heil angestrebt, für den Moment sinnvoll, weil er Ausbildung und Rücküberweisungen ermöglichte. Solange dieser Ansatz nicht um eine faire Handelspolitik ergänzt wird, die nachholende Entwicklung im Globalen Süden wirklich ermöglicht, bleibt klar, dass es um Eigennutz geht und nicht um Entwicklung.

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