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Der BVB darf vom Titel träumen
Alle Liga-Spiele 2023 gewonnen – Borussia Dortmund zeigt sich auch gegen Hoffenheim in Topform
Natürlich wollten einige Journalisten nach dem Spiel auch von den Dortmunder Spielern und ihrem Trainer Edin Terzic wissen, wie es denn nun um die Aussichten bestellt sei, dass dieses Jahr mal nicht die Bayern Deutscher Meister werden. Die BVB-Fans hatten da schließlich eine deutliche Prognose abgegeben, als sie zur Melodie von »Pippi Langstrumpf« eine Frage stellten, die sie praktischerweise gleich selbst beantworteten: »Wer wird Deutscher Meister? BVB, Borussia.« Es war dann allerdings wenig überraschend, dass kein Spieler sich da festlegen wollte. Dass Hochmut vor dem Fall kommt, ist ja auch im Fußball nichts ganz Neues.
Allerdings hatte der BVB am Samstagnachmittag mit dem hart umkämpften, aber dennoch beeindruckenden 1:0 den neunten Sieg in Serie aneinandergereiht. In 22 Spielen blieb man neun Mal ohne Gegentor. Und trat dabei eigentlich durchgehend so stark auf wie auch am Samstag gegen eine deutlich verbesserte Hoffenheimer Mannschaft, die dieses Spiel gegen die meisten anderen Ligakonkurrenten wohl gewonnen hätte. 46 Punkte hat der BVB derzeit auf der Uhr. Da muss man kein Fan sein, um sich durchaus vorstellen zu können, dass dieses Team im kommenden Sommer erstmals seit 2012 wieder Meister werden könnte. Und das ist umso erstaunlicher, als das Team ja sechs seiner ersten Saisonspiele verloren hat – unter anderem gegen Bremen, Köln und Wolfsburg. Angesichts der offensiven Wucht, die der BVB seit Wochen auf den Platz bringt, wirken die Erinnerungen an den mauen Saisonbeginn aber heute fast schon irreal. Zumal die Defensive seit Wochen ohne Konzentrationsmängel auskommt und auch im Kraichgau überzeugte.
Es war dann natürlich nicht ganz so überraschend, dass das Dortmunder Bodenpersonal auf rhetorische Kraftmeiereien verzichtete. Natürlich dürfe der Anhang optimistische Prognosen treffen, fand Trainer Terzic. »Allerdings werden weder ich noch die Mannschaft fürs Träumen bezahlt.« Auch Torschütze Julian Brandt (43.) blieb vage, aber optimistisch: »Insgesamt passt gerade vieles. Wir nehmen den Wind mit und versuchen weiter auf der Welle zu reiten.« Tatsächlich war die »Welle« ein ziemlich gutes Bild, um zu illustrieren, wie sich die Hoffenheimer Defensive in einigen Situationen gefühlt haben muss. Am Samstag war das Dortmunder Flügelspiel auf beiden Außenbahnen überragend, die rechte Seite mit Wolf und Brandt harmonierte dabei vielleicht ein kleines bisschen besser als die linke, wo der 18-jährige Jamie Bynoe-Gittens den verletzten Karim Adeyemi gut, für sein Alter sogar hervorragend, ersetzte. Satte 25 Torschüsse waren die logische Folge des Dortmunder Elans, darunter waren sieben, acht Möglichkeiten, die gut und gerne zu einem höheren Ergebnis hätten führen können. Zumindest dann, wenn im Hoffenheimer Tor ein schlechterer Torwart als Oliver Baumann gestanden hätte. »Wir haben einfach das zweite Tor vergessen, das müssen wir uns ankreiden«, sagte Marius Wolf, der über das Stimmungsbild in der Kabine dennoch wenig Überraschendes zu berichten hatte: »Es weint keiner.«
Und trotzdem war es einigermaßen grotesk, dass dieses tolle Fußballspiel nicht etwa 6:3 oder 5:2 endete, sondern mit einem nüchternen 1:0, bei dem Brandt einen Marco-Reus-Freistoß mit dem Rücken ins Tor verlängert hatte. Die nähere Zukunft des Vorbereiters war dann auch eines der Themen, die noch am Abend erörtert wurden. Nach dieser Saison enden ja die Verträge von Reus und Mats Hummels, der in Sinsheim erst in der 88. Minute aufs Feld kam und wie Reus dann 34 Jahre alt ist. In den kommenden Wochen will sich Sebastian Kehl festlegen, ob mit den beiden verlängert wird. »Das heißt nicht, dass wir im April oder Mai Entscheidungen treffen, sondern wir werden sie früher treffen«, sagte Dortmunds Sportdirektor im »Aktuellen Sportstudio«. Abzuwägen gilt es da wohl vor allem zwischen den vergangenen und gegenwärtigen Verdiensten der beiden und deren nicht ganz niedrigem Jahresgehalt.
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