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Frauen in Afghanistan: Mit Bildung zur Unabhängigkeit

Laila Haidari will die Frauen in Afghanistan unabhängig machen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.

Laila Haidaris Kampf für die Frauen in Afghanistan scheint unspektakulär: »Wir haben ein Bildungszentrum gegründet, das vor den Augen aller verborgen ist«, sagt sie. Dort bilden sich bis zu 500 Frauen und Mädchen, die nicht mehr arbeiten, studieren oder zur Schule dürfen. Sie lernen, Kleidung zu schneidern, klassische persische Miniaturen zu malen oder Schmuck anzufertigen, auch aus alter Munition: »Während sich Männer mit Patronen gegenseitig töten, kreieren Frauen daraus Kunst«, betont Haidari. Angeboten werden auch Englisch, Mathematik oder Programmieren. Die Frauen würden einen Beruf erlernen, der ihnen finanzielle Unabhängigkeit sichert, erklärt Laila, so könnten sie von zuhause arbeiten und die Produkte online vermarkten.

»Die afghanischen Frauen brauchen vor allem Schutz, Bildung und finanzielle Unabhängigkeit«, sagt die 44-Jährige und zitiert ein Sprichwort, traditionellerweise auf den Mann gemünzt: Wer das Brot gibt, gibt die Befehle. Würden auch die Frauen Geld verdienen, könnten sie mitbestimmen, meint Haidari. Sie setzt auf Kultur, um die afghanische Gesellschaft zu verändern: »Wir wollen, dass die Frauen das Kunsthandwerk in ihre Familien tragen, damit die Kinder mit Kunst aufwachsen.«

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Auf diesem Weg hofft Haidari, auch die afghanischen Männer zu erreichen, die Unterdrücker der Frauen: »Wenn eine Frau bei uns Miniaturmalerei lernt und dann heiratet, kann sie ihren Mann mit dieser Kunst vertraut machen.«. Nach dieser Logik fänden Kunst und Kultur über die Frauen einen Weg in die Familien und würden einen Wandel anstoßen in der afghanischen Gesellschaft. »Die Psychologie lehrt uns, dass in jedem Menschen ein Kind steckt. Ich sage, im Innern jedes afghanischen Mannes steckt ein Talib.« Das bedeutet für Haidari, Männer wollten Frauen kontrollieren und ihnen vorschreiben, was sie tun und lassen sollen.

Nach der Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 haben die Frauen »sehr bittere und schmerzhafte Erfahrungen machen müssen«. Ihre Arbeitsplätze seien als erstes beseitigt worden. »Wir haben den Glauben verloren: an die Menschlichkeit, an die Demokratie, an die Gleichheit«, sagt Haidari. Als erste Reaktion wollte sie ins Ausland fliehen, Visa für Australien, die USA und Deutschland hatte sie in der Tasche. Aber statt in einem Café in Sydney zu sitzen, sah sie ihren Platz in Afghanistan: »Es war undenkbar, dass alle Menschen Afghanistan verlassen. Ich bin selbst eine Frau und möchte das Leben der Frauen verändern.«

Ihr eigenes Leben war nicht leicht: Geboren in der westpakistanischen Stadt Quetta, ging die Familie später in den Iran. Dort wurde Laila im Alter von 12 Jahren mit einem afghanischen Mullah verheiratet, bekam ihr erstes Kind mit 13; ihre drei Kinder – zwei Söhne, eine Tochter – leben heute in Stuttgart. Mit 19 trennte sie sich von ihrem Mann. 2009 kehrte sie aus dem Iran nach Afghanistan zurück, baute ein Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige auf und eröffnete 2011 ein Restaurant. Die Einnahmen steckte sie in die Behandlung tausender Drogenabhängiger. Die Taliban haben beides geschlossen.

Die Lage im Land hat sich seitdem weiter verschlimmert: Die schwere Wirtschaftskrise, maßgeblich ausgelöst durch den Wegfall der Entwicklungshilfe, trifft die gesamte Bevölkerung: Viele hungern, haben keine Arbeit, verkaufen Körperteile oder eins ihrer Kinder, um etwas zu verdienen. Für die Frauen ist die Lage unverändert aussichtslos: Mädchen bleiben höhere Schulen versperrt, ebenso qualifizierte Jobs. Noch immer sitzen viele Frauen im Gefängnis, die gegen die Taliban demonstriert haben. Trotzdem gebe es weiterhin Protestkundgebungen, »beinahe jeden Tag«, sagt Haidari.

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