- Politik
- Schulabgänger in Deutschland
Zehntausende Jugendliche ohne Abschluss
Schulabgängern ohne Qualifizierung droht häufig prekäre Beschäftigung
2021 haben 47 500 Schüler*innen die Schule ohne Abschluss verlassen. Dies entspricht einem Anteil von 6,2 Prozent – ein Wert, der seit zehn Jahren stagniert. Die Zahlen gehen aus einer Studie hervor, die der Bildungsforscher Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung am Montag veröffentlicht hat. »Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, diese Personen durchs Raster fallen zu lassen«, so Klemm. »Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel.«
Die Studie macht auf Unterschiede zwischen den Bundesländern aufmerksam: Verlassen in Bayern nur 5,1 Prozent aller Jugendlichen die Schule ohne Abschluss, sind es in Bremen mit zehn Prozent doppelt so viele. Unterschiede finden sich auch in der Tendenz: Während die Zahl in Bremen und in Rheinland-Pfalz gestiegen ist, ist sie in Berlin und Brandenburg gesunken.
Besonders gefährdet sind Jungen. Mädchen machen nur 38 Prozent der Schulabgängerinnen ohne Abschluss aus. Zudem sind Heranwachsende ohne deutsche Staatsangehörigkeit mit 13,4 Prozent fast dreimal so oft betroffen wie gleichaltrige Deutsche. Jede und jeder zweite Jugendliche ohne Abschluss habe eine Förderschule besucht, so die Studie.
Menschen ohne Abschluss haben ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen oder gar keine Arbeit zu finden. Angesichts dessen seien Maßnahmen zum Abbau der Quote unverzichtbar, so Ralf Becker vom Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). »Der gemeinsame Unterricht aller Kinder und Jugendlichen in einem inklusiven Schulsystem muss dringend ausgebaut werden. Wir dürfen nicht weiter tatenlos zusehen, wenn so viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen«, hob Becker angesichts der Studie hervor.
Die Bertelsmann-Stiftung empfahl zudem, über das Abschlusszeugnis hinaus zu dokumentieren, welche Kompetenzen die Jugendlichen erlernt haben: Das würde die Ausbildungschance auch ohne Abschluss erhöhen. Ein weiterer Hebel sei die Ausbildungsgarantie. Die Ampel-Parteien haben diese im Koalitionsvertrag verankert. Die GEW fordert zudem ein Startchancen-Programm, die Förderung der Jugendberufsagenturen und einen Pakt für berufsbildende Schulen. »Diese Projekte müssen jetzt ernsthaft und schnell angegangen werden. Sonst werden die benachteiligten Kinder und Jugendlichen noch weiter abgehängt«, sagte der GEW-Experte Becker. Mit Agenturen
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