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Müll als Energiequelle ausgeschöpft

Industrie kann Fernwärme liefern, solange es noch Industrie gibt

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Müllverbrennungsanlagen und Industriebetriebe können Fernwärme liefern, allerdings nicht unbegrenzt. Das wurde am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Potsdamer Landtags deutlich. Vor dem Ausschuss äußerten sich Fachleute zur »Nutzung industrieller Abwärmepotenziale zur Einspeisung ins Fernwärmenetz«.

Die Umwandlung von Müll in Strom und Wärme stoße an Grenzen, weil schlicht schon der gesamte Müll dafür genutzt werde, sagte Rüdiger Bösinger, Geschäftsführer der Müllverbrennungsanlagen in Premnitz, Schwedt und Großräschen. Zwar hat sich die Müllmenge nach 1990 in Ostdeutschland vervierfacht. Doch sinkt die Müllmenge pro Kopf der Bevölkerung wieder.

Die Anlagen in Brandenburg importieren auch Müll aus Polen und Italien, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Laut Bösinger zwinge die EU das Ausland tendenziell, den Müll selbst zu verwerten. Perspektivisch werde den deutschen Anlagen also noch weniger Müll zur Verfügung stehen. Weil die Stadtwerke Brandenburg/Havel eine 20 Kilometer lange Fernwärmeleitung von der Premnitzer Müllverbrennungsanlage zu ihrem Fernwärme-Verteilerpunkt gebaut haben, wird mit der Inbetriebnahme der Leitung praktisch das gesamte Energieangebot der Verbrennungsanlage genutzt. »Alle anderen müssen sich hinten anstellen.«

Reserven bestünden noch bei den 130 Grad heißen Abgasen der Verbrennung, so Bösinger. Doch müsse man für die nötige Umrüstung »Geld in die Hand nehmen«. Und beim Verbrennen einer Tonne Müll entstehe eine Tonne CO2, gab er zu bedenken.

Der Brandenburger Stadtwerke-Chef Gunter Haase sagte, man habe ihn einst für verrückt erklärt. Heute werde er für die Fernwärmeleitung beneidet. »Die Trasse ist fertig, und wir sind guten Mutes, dass sie im laufenden Jahr in Betrieb gehen kann.« Es habe für die 20 Kilometer »1000 Euro pro Meter« gekostet. Zunächst wollten die Stadtwerke das Stahlwerk in Brandenburg/Havel als Wärmequelle anzapfen. Doch hätte die dort verfügbare Menge für rund 13 000 zu beliefernde Wohnungen nicht ausgereicht. Außerdem konnte nicht zugesichert werden, dass dieses Werk langfristig weiterbesteht. Die Stahlerzeugung sei »abhängig vom Strompreis«. Das könnte zur Unterbrechung der Produktion oder sogar zu ihrer Einstellung führen. Man dürfe aber nicht riskieren, dass die Wärmeversorgung ausbleibe. »Wir brauchen Planungssicherheit für 20 Jahre.« Das alte Gas-Heizkraftwerk wird in Reserve gehalten.

Die zu DDR-Zeiten entstandenen Plattenbaugebiete wurden zum Teil schon damals mit Industrieabwärme beheizt. Sie eignen sich dafür ideal. Für Ingenieur Frank Henning ist es sinnvoll, die Abwärme von Metallurgie und Glasindustrie zu nutzen. Aber aufgrund hoher Energiepreise würden immer mehr solcher Industriezweige das Land verlassen.

Im Unterschied zu Brandenburg/Havel glaubt man in Hennigsdorf an eine stabile Wärmeversorgung durch das örtliche Stahl- und Walzwerk. Etwa 80 Prozent der 27 000 Einwohner profitieren davon. Stadtwerke-Chef Christoph Schneider sagt: »Es hat zehn Jahre gedauert, bis Stadt und Unternehmen zueinander gefunden haben.« Es brauche Vertrauen. Schließlich gewähre man einander Einsicht in technologische Daten und Prozesse.

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