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Lebensmittel sind eine Frage der Etikette
Mehrheit der Verbraucher in Berlin und Brandenburg will regionale Produkte kaufen
Für regional hergestellte Agrarprodukte sei ein »riesiger Markt« vorhanden. Das ist das Ergebnis einer Studie zu den Konsumenten. Kai Rückewold, Geschäftsführer der Marketingorganisation Pro Agro spricht von einem eindeutigen Bild: Trotz Inflation und Wirtschaftskrise sind die in der Regel etwas teureren Lebensmittel aus Brandenburg in der Hauptstadtregion weiter gefragt. Damit nicht genug erklärten viele Befragte, dass sie nach dem Ende der Krise sogar mehr regionale Lebensmittel einkaufen möchten.
Das wäre auch dringend nötig, schätzt Agrarlobbyist Rückewold ein. Ihm zufolge haben regionale Erzeuger in den Corona-Jahren profitiert und konnten sich über einen deutlich gestiegenen Umsatz freuen. Zwischen 2020 und 2022 wurden viel mehr einheimische Produkte abgesetzt als vorher. Der große Einschnitt kam mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und mit den explodierenden Preisen für Energie und Lebensmittel. »Vielen Landwirten geht es schlecht«, sagt Rückewold.
Die Konsumentenstudie wurde von der Hamburger Firma Brandmeyer Markenberatung erstellt. Geschäftsführer Andreas Ebeling unterscheidet auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse in sechs Käufergruppen: Vom qualitätsbewussten, frischeorientierten, besser verdienenden und vorwiegend weiblichen Kunden mit ausgesprochenem Hang zum Bio- und einheimischen Produkt bis zum »gleichgültigen Impulskäufer«, den diese Fragen überhaupt nicht berühren. Je jünger, desto anspruchsvoller und trendorientierter seien die Befragten gewesen. Ältere Menschen würden tendenziell preisbewusster einkaufen. Alle sechs Gruppen seien zwischen 17 und 23 Prozent »stark«, bilden also in etwa gleich große Bevölkerungsgruppen ab.
Der Studie zufolge lassen sich mehr als 50 Prozent der Kunden als dauerhafte Käufer für regionale Produkte und damit als »wichtige Zielgruppe« identifizieren. Dabei liegt Berlin vor Brandenburg. 44 Prozent der Berliner lassen sich als »qualitätsbewusste Regionalkäufer« oder »anspruchsvolle Regionalkäufer« einordnen, in Brandenburg sind es der Untersuchung zufolge 39 Prozent. 45 Prozent der Brandenburger und 46 Prozent der Berliner geben an, häufig in der Region erzeugte Lebensmittel einzukaufen. Weitere zehn Prozent bekunden sogar, »überwiegend« auf diese Produkte zurückzugreifen.
Pro-Agro-Chef Rückewold will nach vorn blicken und weniger bei den deprimierenden Befunden der Gegenwart verweilen. »In der Krise ist nach der Krise. Jetzt ist es ein Gebot der Stunde, mit breit angelegten Verbraucherkampagnen in der Region Berlin-Brandenburg zu starten«, findet er. Ermittelt worden sei, dass die Entscheidung für regionale Produkte hauptsächlich aus der Motivation heraus stattfinde, »etwas für die Region, für die Heimat zu tun«. Der Aspekt, gesundes Essen zu verzehren, liege in der Tat nur auf den hinteren Plätzen der Motivationsskala.
Das vor einiger Zeit von der rot-schwarz-grünen Landesregierung kreierte »Regional-Siegel« scheint sich bislang eher nicht durchgesetzt zu haben, gleichwohl Rückewold es keineswegs abschreiben will. Wenn Landwirte mitbekommen, dass diese »Versiegelung« etwas bringt und ihren Umsatz steigert, dann werden sie auch aktiv dafür eintreten, zeigte er sich zuversichtlich. Unabdingbar dafür sei aber, wie der Einzelhandel die Produkte mit dem Regional-Siegel anpreist. In drei bis fünf Sekunden entscheide sich der Käufer, zu welchem Produkt im Regal er greift, sagt Rückewold. Daher sei das Etikett entscheidend.
Unter den 2000 für die Konsumentenstudie Befragten waren 800 Berliner beziehungsweise Brandenburger. Sie waren zwischen 18 und 69 Jahre alt und wurden zwischen Mitte Oktober und Anfang November des vergangenen Jahres interviewt. Inwiefern solche Selbstaussagen glaubhaft sind und ob sie nicht ein Selbstbild widergeben, das durch das tatsächliche Kaufverhalten nicht unbedingt bestätigt wird, hängt von der Qualität der Befragung ab, unterstreicht Fachmann Ebeling. Für die vorgestellte Studie könne er eine ausreichende Zahl an Befragungen und einen sorgfältig ausgearbeiteten Fragebogen reklamieren. Daher dürfe man den Ergebnissen vertrauen.
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