Linker Aufsteiger: Mike Josef wird neuer OB in Frankfurt am Main

SPD-Kandidat setzt sich in Stichwahl knapp gegen CDU-Mann Uwe Becker durch

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Manchmal muss ich mich kneifen, um festzustellen, ob das tatsächlich alles wahr ist«, sagte Mike Josef, SPD-Kandidat für den Posten des Oberbürgermeisters von Frankfurt am Main im Wahlkampf über sich. Unbekannt ist, ob der 40-Jährige am Montag mit einem blauen Fleck am Arm aufwachte. Anlass dafür, sich zu zwicken, hatte er: Josef, bisher Planungs- und Sportdezernent, wird Oberbürgermeister der Mainmetrople. Der Sozialdemokrat setzte sich am Sonntag in der Stichwahl gegen CDU-Mann Uwe Becker mit 52 zu 48 Prozent durch. Dabei hatten sich die Konservativen Chancen ausgerechnet, lag ihr Kandidat nach dem ersten Wahlgang doch zehn Prozentpunkte vor Josef. Auch die Skandale um den im November von den Frankfurter*innen abgewählten SPD-OB Peter Feldmann schafften eine Unsicherheit, ob die Bevölkerung erneut einen Sozialdemokraten im Rathaus will. Ausschlaggebend für Josefs Erfolg dürfte gewesen sein, dass die Grünen ihn in der Stichwahl unterstützten, nachdem ihre Kandidatin Manuela Rottmann (21 Prozent) aus dem Rennen war.

Als Jugendlicher, sagt Josef, hätte er sich solch eine Karriere nicht erträumt. Sein Lebenslauf sprach zunächst auch alles andere als dafür: Seine Eltern flohen in den 80er Jahren mit dem damals vierjährigen Jungen aus Syrien. In der Bundesrepublik findet die aramäisch-christliche Familie Asyl. Josef arbeitet sich hoch: Hauptschule, Realschule, später Fachhochschulreife und Studium der Sozialen Arbeit, später Politikwissenschaften. Zu dieser Zeit tritt er den Jusos bei, arbeitet als DGB-Sekretär. Das Thema Bildungsgerechtigkeit treibe ihn bis heute um.

Auch von links erhielt Josef Unterstützung. Die Linken-Vorsitzende und Frankfurterin Janine Wissler warb für den SPD-Politiker. Auch die Publizistin Jutta Ditfurth, Stadtverordnete im Römer, freute sich via Twitter: »Frankfurt hat endlich einen Oberbürgermeister mit migrantischer Herkunft und noch dazu einen linkssozialdemokratischen.«

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