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Steht die EC-Karte vor dem Aus?
Das Ende von Maestro durch einen Trick umgehen
Die Ankündigung im Herbst 2021 war eindeutig. Der Infodienst »Finanz-Szene« hatte enthüllt, dass Mastercard die Abschaffung seines Maestro-Systems plant. Von der Entscheidung des US-Unternehmens sind in Deutschland Millionen von Bankkunden betroffen. Denn nur mit der Maestro-Funktion – oder einem anderen System dieser Art – lassen sich deutsche Girokarten auch im Ausland nutzen, beispielsweise an einem Automaten in Athen Bargeld abheben oder in einem Pariser Restaurant die Rechnung bezahlen.
Das Girokarten-System (EC-Karte) wird hierzulande besonders im stationären Handel sehr häufig verwendet. Damit deutsche Kontoinhaber aber auch während eines Auslandsaufenthaltes auf ihr Guthaben zugreifen können, ist es bisher üblich, dass die Banken zusätzlich Maestro oder die V-Pay-Funktion von Visa anbieten. Beide Systeme stammen von US-Unternehmen und bieten ähnliche Funktionen. Das jüngere V-Pay ist nach Einschätzung der Verbraucherzentralen aber vorwiegend für den europäischen Markt ausgelegt, während Maestro weltweit einsatzfähig ist. Daher wird die Mastercard-Variante von Banken und Sparkassen auch häufiger eingesetzt als die Visacard.
Nach der Enthüllung ging der US-Konzern in die mediale Offensive und veröffentlichte ein Statement, das die Informationen bestätigte und sogar um ein konkretes Datum ergänzte. Zum 1. Juli 2023 werde Maestro »in den verdienten Ruhestand gehen … und in Europa werden ab diesem Datum keine neuen Maestro-Karten mehr ausgegeben«. Visa erklärt bislang, dass die V-Pay-Funktion aber weiterhin zur Verfügung stehen wird.
Seit der Ausstiegsdrohung von Mastercard ist in der Szene fieberhafte Aktivität ausgebrochen. Die deutsche Kreditwirtschaft dachte über ein eigenes System nach, Banken loteten bei den beiden Platzhirschen eine Verlängerung aus und einige Institute riefen »Rette sich, wer kann!« So soll die Sparda Hessen planen, sich dem finalen Ende dadurch zu entziehen, dass sie sämtliche in diesem und im nächsten Jahr auslaufende Karten noch schnell austauscht. Da Maestro bei Karten, die bis zum 30. Juni 2023 ausgetauscht werden, noch vier Jahre funktioniert, hätten die betroffenen Kunden erst einmal bis 2027 Ruhe. Und die Sparda Hessen gewinnt zusätzliche Zeit, um eine Lösung für das »Co-Badging« – also das Aufbringen mehrerer Bezahlverfahren auf einer einzigen Bankkarte – zu finden.
Dieser Trick könnte bei Altkunden klappen. Doch was ist mit Neukunden, die ab Jahresmitte ein Konto bei der Sparda Hessen oder einem anderen Kreditinstitut eröffnen wollen? Denen wollen die Frankfurter laut »Finanz-Szene« eine Girocard ohne jedwede Co-Badging-Lösung in die Hand drücken. Sprich: Wer im Ausland bezahlen oder Geld abheben will, braucht eine klassische Kreditkarte oben drauf. Ob die Kunden das so toll finden, wurde ein wenig bezweifelt.
Wie das Rennen um die Karten ausgeht, ist zur Stunde offen. Möglicherweise wollen Mastercard und Visa nur den Preis für ihre internationalen Dienstleistungen hochtreiben. Mastercard selbst hatte erläutert, dass die Maestro-Funktion nicht ausreichend für den Online-Handel ausgelegt und daher nicht mehr zeitgemäß sei. Es könnte also ein neues Produkt folgen, mit dem Mastercard seinen Umsatz im Online-Handel zu steigern hofft. Die Girokarte wird innerhalb Deutschlands von den Verbrauchern vielfach genutzt und bleibt daher auch für die amerikanischen Zahlungsdienstleister interessant. Banken und Sparkassen könnten ihrerseits damit drohen, ganz auf Kreditkarten zu setzen, mit denen ebenfalls weltweit bezahlt werden kann.
Verbraucherschützer bleiben jedenfalls gelassen. Auch ohne die Maestro-Funktion sei die Girokarte in Deutschland voll einsatzfähig: »In Zukunft sollten Sie mit einer Girokarte wie gewohnt zahlen und Geld abheben können«, heißt es beruhigend. Alle Funktionen der Girocard bleiben erhalten. Wie bei einigen Konten bereits der Fall, könnten die Banken auch ein Zwei-Karten-System einführen – mit einer Girocard für den Inlandseinsatz und einer Debit- oder Kreditkarte für den Auslandseinsatz. Für die Verbraucherzentrale Brandenburg ist klar: Selbst wenn die Maestro-Funktion in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen sollte, werde es für die Bankkunden weiterhin die Möglichkeit geben, im Ausland an ihr Guthaben zu kommen. Ob das mit einem anderen neuen Zahlungssystem oder einer Zweitkarte sein wird, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
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