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Wasser sparen: Kein Tropfen auf dem heißen Stein
Wasserbetriebe erzielen deutlichen Überschuss – und wollen, dass weniger Wasser verbraucht wird
Die meisten Unternehmen haben naturgemäß vor allem ein Ziel: möglichst viele der von ihnen angebotenen Produkte zu verkaufen. Nur nicht die Berliner Wasserbetriebe – der Wasserversorger wünscht sich, dass die Berliner ihren Wasserverbrauch möglichst stark senken, wie Vorstandsvorsitzender Christian Donner am Mittwoch bei der jährlichen Pressekonferenz der Wasserbetriebe erläutert. »In unserer Region ist Wasser eine knappe Ressource«, sagt er.
In der Hauptstadtregion gibt es schon aus hydrogeologischen Gründen vergleichsweise wenig Grundwasser, dazu kommen die warmen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre. In vier der fünf vergangenen Jahre habe man von einer Dürre sprechen können. »Unsere Pressekonferenz ähnelt immer mehr einer Wettervorhersage«, scherzt Donner noch. Experten befürchten allerdings, dass der Wassermangel sich mit dem Klimawandel noch weiter verschlimmern wird.
Zumindest für das letzte Jahr kann Donner Erfolge bei den Wassersparbemühungen sehen. Zwar ist der Gesamtverbrauch mit 215,5 Millionen Kubikmetern etwa konstant geblieben. Weil Berlin aber in diesem Jahr um mehr als 75 000 Menschen angewachsen ist, ist der Pro-Kopf-Verbrauch dafür gesunken: Verbrauchte der Durchschnittsbürger im Jahr 2021 noch 118 Liter pro Tag pro Kopf, waren es im vergangenen Jahr 113 Liter. Das liege, so Donner, nicht unbedingt an einem größeren ökologischen Bewusstsein: Wegen der Energiepreise sei vor allem bei Warmwasser gespart worden. »Die Veränderungen im Verbrauchsverhalten sind ein guter Start, reichen aber noch nicht, um die Ressource wirksam zu entlasten«, sagt Donner.
Die Verbraucher leisten ihren Teil, doch auch die Wasserbetriebe selbst wollen ihren Ressourcenverbrauch senken. Daher werde in den Bau effizienterer Anlagen investiert. Auch bei älteren Kläranlagen soll die Abwasseraufbereitung modernisiert werden. Dass aktuell noch jährlich Millionen Liter Abwasser über die Spree ungenutzt ins Meer abfließen, hält Donner für Verschwendung. »Wir müssen das Abwasser besser nutzen«, sagt er. Aktuell laute der Auftrag der Wasserbetriebe noch Entsorgung, mittelfristig soll aber Aufbereitung im Vordergrund stehen. Das gereinigte Abwasser könne etwa für die Bewässerung von Pflanzen genutzt werden, als Trinkwasser sei es nicht geeignet. Auch Wärme kann aus Abwasser gewonnen werden.
Insgesamt haben die Wasserbetriebe etwa 400 Millionen Euro investiert. Damit bewegt man sich auf dem Vorjahresniveau. Für Donner enttäuschend: Die Pläne seien »ausgebremst« worden – und zwar vor allem von den stark gestiegenen Baukosten. Daher sei es bei bereits geplanten Projekten zu Verzögerungen gekommen.
Weniger Verbrauch und höhere Kosten – die Bilanz der Wasserbetriebe fällt insgesamt trotzdem positiv aus: 266 Millionen Euro Gewinn seien erwirtschaftet worden, 177,5 Millionen Euro habe man an den Landeshaushalt überweisen können, heißt es von den Wasserbetrieben. Das liege an besonderen Tarifbestimmungen, wie Finanzvorstand Frank Bruckmann erläutert. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD), zugleich Aufsichtsratschef der Wasserbetriebe, kann also zufrieden sein. Die Erfüllung der Kernaufgabe, der Versorgung mit Trink- und Nutzwasser, habe »verdammt gut geklappt«, sagt er bei der Pressekonferenz. Daher könne man jetzt »gute Zahlen präsentieren«.
Sollte der Wasserverbrauch aber wirklich signifikant sinken, würden die Wasserbetriebe schnell ein Geldproblem entwickeln. Bereits jetzt gebe es im Aufsichtsrat einen »Dialog« über die Höhe der Gebühren. Die Berliner Wassergebühren bewegten sich im Vergleich mit anderen Städten im unteren Bereich. »Daran wird sich auch nichts ändern«, versichert Schwarz. Wortwörtlich stimmt das allerdings nicht: 2024/2025 sei mit einer Erhöhung zu rechnen, kündigt Vorstandschef Donner an. Langfristig kann er sich vorstellen, dass die Preise nach Verbrauch gestaffelt werden, um so mehr Anreize zum Sparen zu setzen. Dafür müssten aber komplexe Ablesegeräte in allen Haushalten installiert werden.
Bis dahin wünscht sich Donner, dass auch die Politik beim Wassersparen hilft, damit Berlin »klimaresilienter« wird. Das größte Problem sei die Versiegelung, so Donner. Weil viele Böden verbaut seien, könne der Regen nicht mehr versickern. 100 Hektar haben die Wasserbetriebe identifiziert, die ohne Einschränkungen aufgebrochen werden könnten. Mehr Kontrollen wünscht sich Donner auch bei Grundstücksbesitzern, die Regenwasser nicht versickern lassen, sondern es illegalerweise zum Abwasser leiten. »Wir können es uns nicht leisten, den Regen ungenutzt zu lassen«, so Donner.
Für die Wasserbetriebe würde es zudem eine Entlastung bedeuten, wenn Abwasserproduzenten mehr zahlen müssten. »Wer Stoffe in den Verkehr bringt, die unseren Wasserkreislauf belasten, muss auch an den Kosten beteiligt werden«, sagt Donner.
Zumindest finanziell können auch die Berliner Stadtwerke eine positive Bilanz des letzten Jahres ziehen. Das Tochterunternehmen der Wasserbetriebe versorgt etwa 22 000 Kunden in Berlin mit Strom. 6,5 Millionen Euro seien 2022 erzielt worden. Auch die Stadtwerke investieren an vielen Orten in der Stadt. Auf dem Dach der Messehallen in Charlottenburg entstehe etwa gerade »Berlins größte Solaranlage«, so Donner. Aber auch kleinere Anlagen sollen im Stadtgebiet entstehen, etwa Abwasserwärmeanlagen, die einen Häuserblock mit Heizungswärme versorgen können. Erste Erfolge gibt es bereits. Allein im vergangenen Jahr seien mehr als 140 000 Tonnen CO2 eingespart worden.
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