Klimabewegung: Konfrontation mit der Wirklichkeit

Christopher Wimmer über die aktuellen Klimaproteste

  • Christopher Wimmer
  • Lesedauer: 2 Min.
Wenig Kleber, große Wirkung. Klimaaktivisten stören den Lauf der Dinge – wie hier am 8. März 2023 in Berlin.
Wenig Kleber, große Wirkung. Klimaaktivisten stören den Lauf der Dinge – wie hier am 8. März 2023 in Berlin.

Unerhört! Während die gesamte Welt (durchaus zurecht) auf die Ukraine blickt oder sich über die hohe Inflation Gedanken macht, erinnern vorwiegend junge Leute der Klimaschutzbewegung weiterhin standhaft an die Klimakatastrophe, die für die meisten Menschen weiterhin in ferner Zukunft liegt oder möglicherweise auch nie eintreten wird. Andere Themen sind schlicht drängender und unmittelbarer. Zudem: Krieg, Corona oder hohe Gaskosten können kurz- bis mittelfristig gelöst werden. Bei der Klimakrise sieht es anders aus. Sie bleibt. Und sie wird schlimmer.

Viele stecken angesichts dieser gewaltigen Herausforderungen daher den Kopf in den Sand, sind ängstlich oder überfordert. Wie viele Krisen gleichzeitig kann man lösen? Wann wird es zu viel? Denn, zweifellos, die Rettung des Planeten ist eine große, für manche zu große Aufgabe. Da hält man lieber die Füße still.

Mit ihren Störaktionen in Museen, ihrem Festkleben auf Straßen sowie mit Blockaden unter anderem von Pipelines erinnern jedoch weltweit Klimaaktivst*innen daran, dass die gegenwärtigen Mittel nicht ausreichen, um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Eine kleine, radikale Minderheit hält der Mehrheit den Spiegel vor und macht laut und deutlich klar, dass es ein »weiter so« nicht geben kann. Was bei der Mehrheit jedoch ankommt, ist: Muss das sein? Schadet man damit nicht eher dem Ziel? Oder auch: Wir haben doch schon genug um die Ohren, die »Klimakleber« können wir jetzt nicht auch noch brauchen! 

Das mögen durchaus verständliche Reaktionen sein. Doch Menschen können ihre Emotionen und ihre Haltung hinterfragen – und schließlich auch ändern. Mindestens dafür bleibt der zivile Ungehorsam der Klimaschutzbewegung richtig und notwendig.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.