Flüssiggas LNG verhagelt der Deutschen Bank die Klimabilanz

Insgesamt steckte die Bankenwelt 2022 673 Milliarden US-Dollar in das Geschäft mit der fossilen Energie

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor knapp zwei Jahren verkündete die Deutsche Bank stolz, Mitglied der Net Zero Banking Alliance zu sein. Die internationale Bankeninitiative verpflichtet sich, bis 2050 kein Geld mehr mit Investitionen in fossile Energieträger zu verdienen. »Banken werden eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen, und die Gründung der Net Zero Banking Alliance ist ein wichtiger Schritt hin zu schnellen und koordinierten Maßnahmen«, verkündete damals Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.

Eigentlich ist Deutschlands größtes Geldhaus auf dem Weg zur Klimaneutralität. Finanzierte es im Jahr 2016 fossile Unternehmen und Projekte mit rund 21 Milliarden US-Dollar, waren es 2021 nur noch rund 9,3 und im vergangen Jahr 7,4 Milliarden US-Dollar, die in die klimaschädliche Energiegewinnung flossen. Wäre da nicht das Engagement des Geldhauses im derzeit boomenden Geschäft mit Flüssiggas (LNG). Von 2021 bis 2022 hat die Deutsche Bank ihre Finanzierung hier von 340 Million auf 907 Millionen US-Dollar fast verdreifacht, wie aus dem am Donnerstag von Nichtregierungsorganisationen veröffentlichten Bericht »Banking on Climate Chaos« hervorgeht. Die Deutsche Bank ist damit die weltweit elftgrößte Finanziererin von LNG-Projekten.

Insgesamt finanzierten die 60 weltweit größten Finanzbanken das Geschäft mit Kohle, Gas und Erdöl laut dem Bericht in den Jahren 2016 bis 2022 mit 5,5 Billionen US-Dollar. Allein 2022 waren es demnach 673 Milliarden US-Dollar, die im Rahmen von Konsortialkrediten und Wertpapieremissionen flossen. Besonders dick im Geschäft mit der Finanzierung fossiler Unternehmen sind dabei US-Banken. Sie waren 2022 für 28 Prozent des Finanzierungsvolumens verantwortlich.

Die US-Großbank JPMorgan Chase ist seit dem Pariser Abkommen, in dem eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius angestrebt wird, mit einem Volumen von 434 Milliarden US-Dollar der größte Geldgeber für das Geschäft mit fossiler Energie. Auf Platz zwei und drei landen ebenfalls zwei US-Banken: Über die Citi-Group flossen seit Anfang 2016 insgesamt knapp 333 Milliarden US-Dollar, über Wells Fargo 328 Milliarden US-Dollar. Größte deutsche Finanziererin ist die Deutsche Bank, die mit einem Volumen von 96 Milliarden US-Dollar seit 2016 auf Platz 31 kommt. Nationale Nummer zwei und drei sind Commerzbank (knapp 15 Milliarden) und die genossenschaftliche DZ Bank (knapp zwei Milliarden).

»Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, die weiterhin neue fossile Quellen erschließen oder Infrastruktur ausbauen, arbeiten gegen die Pariser Klimaziele«, kommentiert Katrin Ganswindt von der deutschen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald den Bericht. Banken müssten sich endlich von Energieunternehmen verabschieden, die nicht bereit seien, ihr zerstörerisches Geschäftsmodell grundlegend zu verändern.

Der Grund, warum die Deutsche Bank zu einem der wichtigsten Finanzierer von LNG-Projekten aufstieg, ist ein 750 Milliarden US-Dollar schwerer Kredit zur Finanzierung eines neuen LNG-Terminals in den USA. Der Plaquemines-Flüssiggasterminal im US-Bundesstaat Louisiana soll neue Exportkapazitäten für das besonders umstrittene Frackinggas schaffen. Die Kapazität liege bei 24 Megatonnen pro Jahr, was dem Treibhausgasäquivalent von 31 Kohlekraftwerken oder 26,3 Millionen Autos entspreche, wie die US-Umweltschutzorganisation Sierra Club kritisiert.

Dabei ist die Deutsche Bank nicht das einzige hiesige Unternehmen, das den Bau des Plaquemines-Terminals unterstützt. Laut der Deutschen Umwelthilfe haben auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der Energiekonzern EnBW die Finger im Spiel. Demnach hat die LBBW Kredite über 568 Millionen Euro bereitgestellt und die EnBW sich vertraglich zur Abnahme des Fracking-Gases bis 2046 verpflichtet.

Der Flüssiggassektor hat in Folge der russischen Invasion in der Ukraine einen Boom erlebt. So erhielten im vergangenen Jahr die 30 größten Unternehmen, die im Flüssiggasbereich expandieren, 22,7 Milliarden US-Dollar von den 60 im Bericht untersuchten Banken. Dies ist ein Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zu 2021 (15,2 Milliarden).

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