Paritätischer warnt vor wachsender digitaler Kluft

Studie: Jeder fünfte arme Mensch ohne Internet

Nicht alle Haushalte in Deutschland sind mit digitalen Endgeräten und Internetanschluss ausgestattet. Deutlich wurde das beispielsweise in der Zeit während der coronabedingten Schulschließungen und des Homeschoolings. In vielen Familien in Armut gab es nicht für alle Kinder entsprechende Geräte, in manchen fehlte es sogar an einem Internetanschluss. Wie viele Menschen in Armut keinen solchen haben, hat nun der Paritätische Wohlfahrtsverband untersucht.

Laut der am Dienstag veröffentlichten Studie verfügen in Deutschland ein Fünftel der Menschen, die in Armut leben, im eigenen Zuhause über keinen Internetanschluss. Auf Menschen oberhalb der Armutsschwelle trifft dies lediglich bei 8,5 Prozent zu. Armutsbetroffene haben damit im Vergleich mehr als doppelt so häufig keinen Internetanschluss. Zudem führen sie sehr viel häufiger finanzielle Gründe für den fehlenden Internetanschluss an als Menschen oberhalb der Armutsgrenze. Als arm gilt, wer ein Haushaltsnettoeinkommen unterhalb von 60 Prozent des mittleren Einkommens hat. Für die Studie wertete der Paritätische aktuelle Daten des sozio-ökonomischen Panels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus.

Zwar geht ein fehlender Internetanschluss nicht unbedingt mit einem komplett fehlenden Internetzugang einher, allerdings ist ein Zugang über ein internetfähiges Handy mit Beschränkungen verbunden, wie etwa einem begrenzten mobilen Datenvolumen. Insgesamt sorgen sich der Studie zufolge rund ein Drittel der Deutschen, angesichts der rasanten technischen Entwicklung nicht mithalten zu können. »Eine Sorge, die insbesondere für Armutsbetroffene berechtigt und Realität ist«, stellt der Paritätische fest. »Digitale Teilhabe ist inzwischen eine wesentliche Voraussetzung für umfassende soziale, kulturelle und politische Teilhabe. Internetzugang und Computer sind daher kein Luxus, sondern gehören ohne Frage zum Existenzminimum«, stellt Gwendolyn Stilling, Mitautorin der Studie vom Paritätischen Gesamtverband, fest. Doch im Bürgergeldregelsatz ist kaum Geld für solche Anschaffungen vorgesehen.

Für »Innenausstattung, Haushaltsgeräte und Gegenstände« sind monatlich gerade einmal 30,57 Euro veranschlagt. Der Paritätische fordert die Kostenübernahme für die Anschaffung entsprechender digitaler Hardware in der Grundsicherung über die Gewährung einmaliger Leistungen. Darüber hinaus fordert der Verband den Ausbau von Infrastrukturen wie Breitband und Mobilfunk. Armut dürfe nicht zur digitalen Ausgrenzung führen.

Doch genau das ist der Studie zufolge aktuell der Fall, auch, was das Berufsleben angeht. Erwerbstätige Armutsbetroffene nutzen demnach seltener digitale Arbeitsmittel, was Nachteile bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten für digitale Kommunikation mit sich bringt. »Arme Menschen drohen auch im digitalen Raum knallhart abgehängt und ausgegrenzt zu werden«, fasst Stilling die Studienergebnisse zusammen.

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