Todesstrafe: Leben oder sterben lassen

Christof Meueler verabscheut die Todesstrafe

Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, hat am Donnerstag ein Gesetz unterzeichnet, das die Todesstrafe einfacher macht. Bislang mussten bei Gericht in Florida die Geschworenen einstimmig für die Todesstrafe sein, nun reicht eine einfache Mehrheit. Das ist auch in den USA, wo in 27 von 50 Bundesstaaten die Todesstrafe erlaubt ist, besonders niedrigschwellig.

DeSantis unterschrieb das Gesetz im Beisein von Hinterbliebenen der Opfer eines Massakers in Florida, das 2018 in einer Schule stattfand. Damals ermordete ein Mann 17 Menschen. Im anschließenden Prozess plädierten alle Geschworenen für die Verhängung der Todesstrafe – bis auf einen. Der Massenmörder konnte nicht hingerichtet werden und bekam eine lebenslange Gefängnisstrafe. Das soll künftig nicht mehr passieren.

»Ein einziger Geschworener sollte nicht in der Lage sein, ein Todesurteil zu verhindern«, sagte nun DeSantis. Der 44-Jährige gilt in den USA als der neue Trump, aber in intelligent. Wie der angeklagte Ex-US-Präsident regiert er in erster Linie für das Fernsehen: Alles was Quote bringt, ist gut. Je brutaler, desto besser. Und die Todesstrafe ist reine Barbarei. Auf der Welt ist sie in zwei Drittel aller Staaten abgeschafft oder ausgesetzt, sogar in Russland, das im Westen als das neue alte Reich der Finsternis gilt. In China und Indien aber, den Staaten, denen eine große Zukunft vorhergesagt wird, ist sie erlaubt und wird vollstreckt. Und auch im modernen Japan.

Wir hier kennen die Todesstrafe nur aus Literatur, Film und Fernsehen. Wie auch das Töten in jedem Krimi. Und viele haben die Vorstellung: Das ist sehr schlimm. Aber wenn sie sich überlegen, dass geliebte Menschen ermordet werden, denken viele an Selbstjustiz, sagen sie zumindest. Solche Fantasien sind aber keine dunkle Romantik zum Schaudern am Kneipentisch, sondern der erste Schritt in die Barbarei. Leben und sterben lassen? Das passiert nur im James Bond Film. Man kann Mord nicht mit dem Tod bezahlen oder sühnen. Wer daran glaubt, ist auf dem Weg zu Trump und DeSantis.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.