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Journalistin Dicle Müftüoğlu: Nicht mundtot
Die Journalistin Dicle Müftüoğlu sitzt in türkischer Haft – schon wieder
Die türkischen Wahlen werfen ihre Schatten voraus. Präsident Erdoğan bangt um seine Macht und will kritische Stimmen mundtot machen. Am 29. April kam es auf Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft Ankara in 15 türkischen Städten zeitgleich zu Razzien, bei denen linke und pro-kurdische Aktivist*innen und Medienleute verhaftet wurden. Dieses »Ermittlungsverfahren« richtete sich gegen insgesamt 49 Personen; unter ihnen Dicle Müftüoğlu, die Co-Vorsitzende des Journalistenverbands Dicle Fırat und Redakteurin der kurdischen Nachrichtenagentur Mezopotamya.
Müftüoğlu und den anderen kurdischen Journalist*innen wird vorgeworfen, die verbotene PKK zu unterstützen. Nach ihrer Verhaftung am Samstag wurde Müftüoğlu nach Ankara überstellt und ließ über ihre Anwälte mitteilen, dass sie bei der Fahrt 15 Stunden lang mit Handschellen gefesselt gewesen sei und 24 Stunden lang nichts zu essen bekam.
Dicle Müftüoğlu befindet sich schon länger im Fokus der türkischen Behörden. Ende 2020 wurde sie wegen eines 2014 von ihr im Internet geteilten Fotos vom Kampf gegen den »Islamischen Staat« in der syrischen Stadt Kobanê zu einem Jahr und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Damals war sie Chefredakteurin der inzwischen verbotenen Nachrichtenagentur DIHA. Das Gericht warf ihr »Propaganda für eine Terrororganisation« vor. Wenige Wochen später wurde ein neues Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet, ebenfalls wegen vermeintlicher Terrorpropaganda im Netz. Im Juni 2022 wurde die Journalistin erneut verhaftet.
Kurdische Stimmen haben es in der Türkei nicht leicht. Reporter ohne Grenzen stufte das Land 2022 auf Platz 149 von 180 im Ranking der Pressefreiheit ein. Aus dem Polizeigewahrsam heraus rief Müftüoğlu über ihren Anwalt »alle Kolleginnen und Kollegen auf, die Pressefreiheit gegen die staatlichen Angriffe zu verteidigen!«
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