BVG richtet Langsamfahrstelle für die U2 ein

BVG richtet Langsamfahrstelle auf der U2 Höhe Kaiserdamm ein

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 4 Min.
Oberirdisch komplett gesperrt, unterirdisch ist man zunächst nur langsamer unterwegs.
Oberirdisch komplett gesperrt, unterirdisch ist man zunächst nur langsamer unterwegs.

Die Verkehrsbetriebe gehen auf Nummer sicher. Nach der Havarie auf dem Kaiserdamm hat die BVG eine Langsamfahrstelle für die U2 eingerichtet. Das bestätigt ein Sprecher der BVG: »Rein vorsorglich fahren die U-Bahnen in diesem Bereich aktuell langsamer. Die angrenzenden Abwasseranlagen werden nun überprüft«, so Jannes Schwentu zu »nd«. Weitere Angaben, unter anderem dazu, wie lange die Langsamfahrstelle bestehen bleibt, machte die BVG nicht.

Die nun getroffene Maßnahme ruft unschöne Erinnerungen wach. Auch am Alexanderplatz richtete die BVG im vergangenen Jahr für die U2 zunächst eine Langsamfahrstelle ein. Im Oktober war dann klar: Das reicht nicht. Im Zuge des Covivio-Hochhausbaus sackte der U-Bahn-Tunnel ab. Ein Gleis Richtung Pankow musste komplett gesperrt werden. Seitdem verkehrt die U2 zum Senefelderplatz im Pendelverkehr. Bis Ende August sollen hier die komplizierten Sanierungsarbeiten andauern.

Droht das nun auch im Berliner Westen? Am Kaiserdamm sackte Ende April in Höhe des Sophie-Charlotte-Platzes die Fahrbahn ab. Grund ist ein Kanalschaden. Ein sogenannter Düker ist kaputtgegangen. Das ist eine treppenartige Unterführung für Abwasserkanäle, um wie in diesem Fall die U-Bahn unterqueren zu können. Aus Sicherheitsgründen ist der Kaiserdamm seit dem 28. April in beiden Richtungen für den Kfz-Verkehr komplett gesperrt. 

Nun gibt es also auch Einschränkungen bei der U-Bahn. Man wisse von der Langsamfahrstelle, »sie ist aber nicht auf unsere Veranlassung hin entstanden«, so die Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe, Astrid Hackenesch-Rump, zu »nd«. Es scheint sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme zu handeln. Hackenesch-Rump gibt vorerst Entwarnung: »Am U-Bahn-Tunnel sind uns bislang keinerlei Schäden bekannt.«

Das genaue Ausmaß des Schadens am Kaiserdamm wird sich allerdings noch zeigen. »Es bleibt dabei, dass wir uns zunächst ein genaues Bild des Schadens im Dükerbauwerk verschaffen müssen«, so die Sprecherin der Wasserbetriebe. Um mit den unterirdischen Arbeiten zu beginnen, müssen zunächst Ersatzleitungen oberirdisch über den Kaiserdamm verlegt werden. Am Montag haben die Arbeiten an einer Trinkwasserleitung begonnen, um Baufreiheit zu schaffen. Parallel laufen die Planungen für die neuen Düker sowie für den Bau der Ersatzleitung. Mindestens ein halbes Jahr sollen die Reparaturen dauern. Dass es am Ende länger werden könnte, ist durchaus denkbar.

Die komplexe Sanierung hat weitreichende Auswirkungen auf den Verkehr im Berliner Westen. Der Kaiserdamm bleibt auf der Höhe des Sophie-Charlotte-Platzes bis auf Weiteres gesperrt. Auf Ausweichrouten stauen sich die Autos. Teils kam es zu waghalsigen Wendemanövern von Autofahrern. Die Senatsmobilitätsverwaltung ist immer noch dabei, ein Umleitungskonzept zu erarbeiten.

»Die Situation ist außerordentlich ärgerlich«, teilte Bezirkstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) mit. »Ich hoffe, dass die zuständige Senatsverwaltung die Umleitungskonzepte schnell erarbeitet und wir dann Klarheit über die verkehrlichen Auswirkungen haben«, so Schruoffeneger bereits vor Tagen. Bis dahin werde der Bezirk die Bauarbeiten auf voraussichtlichen Umleitungsstrecken aufschieben. Dabei geht es beispielsweise um den Umbau der Kreuzung von Bismarck- und Wilmersdorfer Straße. Auch betroffen ist die Einrichtung beziehungsweise die Verstetigung von Radwegen auf dem Spandauer Damm und der Kantstraße. Die FDP-Fraktion forderte, den Pop-up-Radweg auf der Kantstraße für Autofahrer freizugeben.

Die Havarie auf dem Kaiserdamm ist nicht die einzige in Charlottenburg-Wilmersdorf. Im April musste der Autobahntunnel Schlangenbader Straße gesperrt werden, weil nicht zügig zu behebende Mängel bei Notrufanlage und der Entlüftung des Tunnels der ehemaligen A104 festgestellt wurden. Ohnehin sind dort größere Umbauten der Infrastruktur vorgesehen. Die anschließenden Brücken über den Breitenbachplatz sollen abgerissen werden. Ob der Tunnel je wieder öffnet, ist deshalb fraglich. Schruoffeneger zeigte sich ein wenig verärgert, dass es bisher noch kein Umleitungskonzept für den Verkehr von der Schlangenbader Straße gibt. Solch eins sollte nunmehr »langsam vorliegen«. Zumal ursprünglich bereits 2021 die Sanierung des Tunnels hätte beginnen sollen.

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