Werbung

Ľudovít Ódor in der Slowakei: Kalkulierte Zwischenlösung

Ľudovít Ódor wird neuer Regierungschef der Slowakei

  • Jindra Kolar, Prag
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie – Ľudovít Ódor in der Slowakei: Kalkulierte Zwischenlösung

Ľudovít Ódor, die bisherige Nummer zwei der slowakischen Nationalbank, war sicher genauso überrascht, als Staatspräsidentin Zuzana Čaputová ihn zum neuen Regierungschef ernannte, wie die Öffentlichkeit. Zuvor hatte der bisherige Premier Eduard Heger seinen Rücktritt eingereicht. Der längst überfällige Schritt stellt die kleine Donaurepublik dennoch vor große Probleme: In den jetzigen politischen und wirtschaftlichen Krisenzeiten braucht Bratislava eine straffe Führung. Čaputová will daher eine Expertenregierung einsetzen, als deren Chef sie den 46-Jährigen offensichtlich als geeignete Persönlichkeit ansieht.

Ódor löst den gleichaltrigen Heger ab. Während der bisherige Regierungschef nur interimsweise im Finanzsektor tätig war, ist der einer ungarischen Familie aus dem Donaustädtchen Komárno entstammende Nachfolger seit Studienende dem Bankwesen verbunden. Der an der hauptstädtischen Comenius-Universität diplomierte Mathematiker begann 1999 seine Tätigkeit als Analyst bei der slowakischen Handelsbank. Schon zwei Jahre später wechselte er zur Slowakischen Rating-Agentur, wo er sich mit makroökonomischen Prognosen der Finanzwirtschaft auseinandersetzte. Im zweiten Kabinett von Mikuláš Dzurinda war Ódor als Berater im Finanzministerium maßgeblich an der Umsetzung der Maastricht-Regeln für die Einführung des Euro beteiligt. Ebenfalls zeichnete der Finanzwirtschaftler für den Aufbau der zweiten (privaten) Säule des Rentensystems mitverantwortlich. In der zweiten Dekade dieses Jahrhunderts war er mehrfach als Regierungsberater bei den jeweiligen Haushaltsaufstellungen tätig.

Seit Februar 2018 ist Ódor bis zu seiner Bestallung als »technischer Regierungschef« Vizegouverneur der slowakischen Nationalbank. Er ist parteiunabhängig und wird nicht bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 30. September kandidieren.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.