Besetzung in der Wuhlheide: Inspirierend radikaler Protest

Louisa Theresa Braun freut sich über Aktivist*innen mit Utopie. Die »Wuhli« in Berlin wird queerfeministisch besetzt

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 2 Min.
Queerfeministische Waldbesetzung in der Berliner Wuhlheide

Es ist schön zu sehen, wie der Kampf fürs Klima mit radikalen Ideen einer besseren Welt verbunden wird. Durch die besetzte Wuhlheide weht der Geist des »Hambi«, des »Danni« und von Lützerath. Noch ist die Baumbesetzung klein, aber die damit verbundene Utopie ist groß.

Ähnlich wie bei früheren Waldbesetzungen geht es nicht nur darum, Bäume zu retten, sondern auch um ein anderes Zusammenleben, in diesem Fall auf eine queerfeministische Art und Weise. Das heißt, dass FLINTA und queere Menschen, die im Alltag oft bedroht und diskriminiert werden, hier sicher sind und respektiert werden. Es heißt, dass Hierarchien keine Rolle spielen sollen und man dem Kapitalismus etwas entgegensetzt. Menschen helfen sich gegenseitig beim Klettern und Bauen, andere bringen ihnen Material und Lebensmittel, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Dabei unterscheidet sich die Waldbesetzung als Aktionsform auch von den Protesten der Letzten Generation zum Beispiel. Diese werden oft als »radikal« gelabelt, sind es aber eigentlich gar nicht. Schließlich sind die Forderungen der Letzten Generation – ein Tempolimit, günstiger Nahverkehr, ein Gesellschaftsrat – gut mit dem kapitalistischen System vereinbar. Die Letzte Generation geht auch nicht zu den Verusacher*innen der Klimakrise, sondern stört die Allgemeinheit auf der Straße.

Beide Protestformen sind gerechtfertigt, beide haben unterschiedliche Ziele. Ein Tempolimit ist leichter zu erreichen als die Überwindung des Kapitalismus. Aber die Letzte Generation wird gewissermaßen in der Abhängigkeit von einer ignoranten Politik und durch Konflikte mit Autofahrenden wie vor Gericht definiert. Die Aktivist*innen in der »Wuhli« dagegen machen das, was sie sich wünschen, einfach selbst: solidarisch miteinander leben.

So utopisch ist das gar nicht. Und das zu erfahren, ist mindestens genauso wichtig wie die Konfrontation mit dem Kollaps, der auf uns zukommt. Bleibt zu hoffen, dass Besetzung und Utopie nicht gleich wieder zerstört werden.

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