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Bahar Aslan wird für Polizeikritik bestraft
Bahar Aslan erhält keinen weiteren Lehrauftrag an Polizeihochschule
Bahar Aslan war Autorin und Lehrerin an einer sogenannten Brennpunkt-Schule in Gelsenkirchen und übernahm anschließend einen Lehrauftrag an der nordrhein-westfälischen Hochschule der Polizei und Verwaltung in der gleichen Stadt. Die Mittdreißigerin ist Expertin für Rassismus und unterrichtete dazu Kommissar-Anwärter im Fach »Interkulturelle Kompetenz«.
Am Samstag beschrieb Aslan als Privatperson auf Twitter ihr Herzrasen, wenn sie in eine Polizeikontrolle gerate. So ergehe es »vielen Menschen in diesem Land«. Der »ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden« mache ihr Angst. Die Aussage ist zugespitzt, aber wahr: Monatlich werden rechte Umtriebe von Polizisten bekannt; die Beamten kontrollieren Menschen mit Migrationsgeschichte besonders oft.
Dessen ungeachtet forderte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW im Magazin »Focus« die Entlassung von Aslan. Der GdP-Chef des Bundeslandes beklagt in dem Artikel eine »Rassismus-Keule« gegen die Polizei. Der Vizefraktionschef der CDU im Düsseldorfer Landtag spricht Aslan ab, einen »vorurteilsfreien Blick in Sachen Demokratie und Toleranz zu vermitteln«.
Nun ist es bekanntlich auch bei Polizei, CDU und »Focus« mit Toleranz nicht weit her. Das rechte und frauenfeindliche Gefolge in den sozialen Medien hat den Wink des Dreigestirns verstanden und überzieht Aslan mit einem Shitstorm. »Ich bekomme im Minutentakt Hassnachrichten«, schreibt sie auf Twitter. »Worüber ich hier nie gesprochen habe: Es gab fast täglich Polizeieinsätze, die für mich zum Teil mit sehr unschönen Erlebnissen verbunden sind«, so die ehemalige Lehrerin über ihre Zeit an der Gelsenkirchener Hauptschule. Als Staatsbedienstete mit Bildungsauftrag werde sie zu Diskriminierung nicht schweigen, auch nicht an der Polizeihochschule. Die ficht das nicht an: Am Montag erfuhr Aslan von Journalisten, dass ihr Lehrauftrag nicht verlängert werden soll.
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